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Dresden macht hinten dicht

Gäste beziehen das neueste Hotel

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Für die Dynamos aus Dresden wird von heute an in Paderborn ein ganz besonders großer Teppich ausgerollt. Im nagelneuen Hotel »Aspethera« sind die Zweitliga-Kicker die ersten Gäste. Das gerade fertiggestellte Ambiente soll bei dem abstiegsbedrohten Traditionsklub von der Elbe für einen Aufbruch sorgen. Denn seit Monaten dreht sich der Dynamo auswärts nicht mehr so richtig rund.

Insgesamt gab es auf fremden Plätzen erst fünf Punkte. Den ersten und bislang einzigen »Dreier« buchte der achtfache DDR-Meister und siebenmalige FDG-Pokalsieger am vierten Spieltag beim TSV 1860 München (2:1), danach gab es noch ein Pünktchen in Siegen (2:2) und in Ahlen (0:0) - das war's. Die Zähler stammen noch aus dem alten Jahr, in 2006 steht noch die Null. Keine andere Zweitliga-Elf trat in der Fremde bislang so erfolglos auf.
Zwar kein Auswärts-, aber ein Aufwärtstrend ist dennoch unverkennbar. In den vergangenen fünf Spielen ließ die Elf vom neuen Trainer Peter Pacult nur noch zwei Gegentore (0:1 in Freiburg und 0:1 in Braunschweig) zu. Garanten sind vier »Betonmischer«, die mit 33 Länderspielen, 22 Champions-League-Einsätzen und mehr als 400 Erstliga-Partien die erfahrenste Viererkette der gesamten Liga bilden. Die Neuzugänge Pavel Pergl (28/Sparta Prag) und Tomas Votava (31/SpVgg. Greuther Fürth) sowie Mariusz Kukielka (29) und Levente Csik (31) formieren die internationale Abwehrreihe (zwei Tschechen, ein Pole, ein Rumäne), Verständigungsprobleme gibt es nicht. »Sie sprechen die Fußball-Sprache«, wird Pacult in der »Bild« zitiert.
Mit Mike Wagefeld (25/1. FC Nürnberg) und Ivo Ulich (31/Vissel Kobe) kamen in der Winterpause noch zwei Neue, alle vier standen zuletzt in der Start-Elf. Sie verstärkten nicht nur den Konkurrenzkampf, sondern machten das Dresdner Spiel variabler. »Sie agieren wesentlich geschlossener«, sagt auch Paderborn Trainer Jos Luhukay, der die Gäste sehr viel stärker einschätzt als in der Hinrunde. Damals gewann der SCP im Rudolf-Harbig-Stadion mit 2:0, brachte den Gastgebern damit die erste Heimniederlage bei und beendete selbst eine schwarze Serie: Noch nie zuvor hatte der SCP dort auch nur einen Punkt mitgenommen. Mittlerweile wurde die Heimstätte des ehemaligen Erstligisten (1991 bis 1995) wieder zu einer Festung. Weder 1860 München, noch Hansa Rostock oder der VfL Bochum konnten dort gewinnen.
Das andere große Dynamo-Problem konnte Pacult, der nach den Absagen von Ralf Minge und Lorenz-Günther Köstner als Nachfolger von Christoph Franke verpflichtet worden war, nicht lösen: Der Sturm ist noch immer nicht mehr als ein Lüftchen. In den fünf Punktspielen in diesem Jahr traf Thomas Bröker als einziger Angreifer. Auch deshalb stellt sich seit Dienstag der Tscheche Tomas Dosek in Dresden vor. Der 27-Jährige stürmte zuletzt für Rapid Wien, traf in 28 Spielen siebenmal und wurde im Sommer 2005 ausgemustert. Bis heute Vormittag will Pacult den Zwillingsbruder des Siegeners Lukas Dosek testen und noch vor der Abfahrt nach Paderborn über eine Verpflichtung des arbeitslosen Angreifers entscheiden. Der zweite Hoffnungsträger heißt Joshua Kennedy. Der Australier war drei Monate lang verletzt (Rücken- und Achillessehnenprobleme) und stand beim 0:0 gegen den VfL Bochum zum ersten Mal 45 Minuten auf dem Platz.
Ein Ex-Dresdner war übrigens in dieser Woche ein besonders beliebter Gesprächspartner im Osten. In einem Interview mit den »Dresdner Neuste Nachrichten« antwortete Torwart Tom Starke auf die Frage, wie es zum Wechsel nach Paderborn kam: »Der Afrikaner (gemeint ist Stephan Loboué) hat den starken Max markiert und erklärt, dass seine Ambitionen in Richtung erste Liga gehen. So ist Jos Luhukay auf mich zugekommen.« Erst »starker Max«, dann Tom Starke - beim SCP geht es in dieser Spielzeit nicht nur auf dem Rasen kräftig zur Sache.

Artikel vom 03.03.2006