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Weniger Casino-Besucher

Minus auch beim Spielertrag - Direktor Müller 2007 in Ruhestand

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Besserung ist jetzt zwar in Sicht, aber 2005 haben die Leute noch deutlich weniger Geld für Vergnügungen ausgegeben als in früheren Jahren. Im Bad Oeynhausener Casino ist der Bruttospielertrag zum zweiten Mal in Folge um mehr als sieben Prozent zurückgegangen. Weniger Besucher kamen auch.

Casinodirektor Karl Josef Müller gab bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz jedoch seiner Hoffnung Ausdruck, dass die »Talsohle damit erreicht« sei. Die jüngsten Zahlen gäben ihm Recht. »Im Januar 2006 haben wir 400 000 Euro mehr eingespielt als im Vorjahresmonat.« Es gehe also aufwärts. Womöglich liege das 2006-er Ergebnis schon mehrere Millionen Euro über dem, das Müller gestern vorstellen musste.
Die Besucherzahl sank 2005 von rund 219 000 auf rund 203 000. Der Bruttospielertrag ging im gleichen Zeitraum von 26,17 Millionen Euro auf 24,37 Millionen Euro zurück. 20,4 Millionen Euro davon steuerten die 154 Automaten bei, 3,9 Millionen die neun klassischen Spieltische.
Das große Geld bringe zwar das vergleichsweise anonyme Automatenspiel ein. Als Imageträger sei das klassische Spiel dennoch auch auf lange Sicht unverzichtbar, sagte Karl Josef Müller. Er werde den Verzicht darauf jedenfalls nicht mehr im Amt erleben, verriet er am Rande der Veranstaltung dem WESTFALEN-BLATT. »In 15 Monaten gehe ich in den Ruhestand«, sagte der 63-Jährige. Im Sommer 2007 sei für ihn nach gut 30 Jahren bei den Westdeutschen Spielbanken Schluss. Müller ist seit mehr als zehn Jahren in Bad Oeynhausen und hat den Ertrag des Casinos mit dem Umzug vom Kurhaus an den Werre-Park deutlich gesteigert. Über seine Nachfolge sei wohl noch nicht entschieden, sagte Müller, der sich vom Croupier bis zum Direktionsposten hochgearbeitet hat.
Das Casino dürfte auch 2005 wieder viele Menschen glücklich gemacht haben, belief sich die Ausschüttungssumme für die Besucher doch auf 60 Millionen Euro. Das Land NRW kassierte gut 19 Millionen Euro. Das Geld kommt unter anderem der Stiftung für Wohlfahrtspflege zugute.
2,86 Millionen Euro davon soll aber auch der Bad Oeynhausener Stadtkämmerer erhalten. Das wären 15 Prozent. Ob diese Summe aber noch komplett bei der Stadt ankommen wird, ist mittlerweile ungewiss. Denn der kommunale Anteil soll auf 12 Prozent gesenkt werden. Da das Geld laut Auskunft der Stadtverwaltung gewöhnlich in zwei Teilen mit einem halben Jahr Abstand eingehen wird, sei es möglich, dass bereits der zweite Teil des 2005-er Anteils reduziert wird. Worüber sich die Stadt gerade bei der schwarz-gelben Landesregierung beschwert hat. Dass das an dieser Sparmaßnahme zu Lasten der Kommune etwas ändert, gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Vom Bad Oeynhausener Team mit seinen rund 120 Mitarbeitern müsse keiner Angst um seinen Arbeitsplatz haben, sagte Direktor Müller. Das Haus stehe - trotz der zuletzt negativen Entwicklung - im bundesweiten Vergleich sehr gut da. Müller führt dies unter anderem auf die Servicebemühungen und viele neue Veranstaltungen zurück. An diesem Wochenende zum Beispiel versucht die Spielbank wieder mit einer so genannten Ein-Euro-Party neue Besucher anzulocken. Vom Parkplatz über den Eintritt bis zu Getränken und Snacks - alles kostet an beiden Abenden nur einen Euro. Im Februar kamen bei einer ähnlichen Veranstaltungen nach Casinoangaben 1 500 Gäste, darunter viele junge Leute. Los geht es jeweils um 20 Uhr.

Artikel vom 03.03.2006