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»Die deutsche Landwirtschaft stärken«

Kreisverbandstag der Bauern in Leverner Festhalle - Sorge um ländlichen Raum wächst

Von Henrike Kopmann
Levern (WB). »Erwartungsvoll schaue ich auf das Jahr 2006«, betonte Karl-Heinz Becker, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes.

Der politische Wechsel in Berlin und Düsseldorf gebe allen Anlass zu Optimismus. Die Bauern setzen Hoffungen in die neuen Regierungen. Hieran ließ das Treffen des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke am Donnerstagabend in der Leverner Festhalle keinen Zweifel.
Bevor der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und Hauptreferent des Abends, Franz-Josef Möllers, zum Rednerpult schritt, gaben Vertreter der Kommunal- und Landespolitik ihre Einschätzung der Lage ab.
Der Bürgermeister der Gemeinde Stemwede, Ekkehardt Stauss, zeigte die Probleme des ländlichen Raumes gegenüber städtischen Ballungszentren auf. »Der Einfluss des ländlichen Raumes wird immer geringer«, so Stauss. Obgleich die ländlich geprägte Kulturlandschaft rund 75 Prozent der gesamtdeutschen Fläche ausmache, werde die Infrastruktur dieser Gebiete sträflich vernachlässigt. Es fehle unter anderem an Niederlassungen des Einzelhandels und Arbeitsmöglichkeiten.
Häufig könnten sich nur diejenigen ländlichen Räume behaupten, die sich im Umkreis der Großstädte befänden.
In Gebieten wie denen um Warburg und Höxter sehe man sich bereits mit einer »zugespitzten« Problemsituation konfrontiert: Die Abwanderung der jungen Generation und zunehmende Arbeitslosigkeit drohen. StaussÕ Kritik zielte insbesondere auf das Prinzip der »Einwohner-Spreizung«: Diese Regelung sorge dafür, dass den Gebieten mit geringerer Bevölkerungsdichte - wie es im ländlichen Raum der Fall ist - weniger Gelder zukämen.
Hierbei würden die wichtigen Aufgaben landwirtschaftlicher Betriebe, qualitativ-hochwertige Produkte zu einem angemessenen Preis zu produzieren, übersehen. Um Überleben und Leistungsfähigkeit des ländlichen Raumes auf nationaler und internationaler Ebene zu sichern, sei ein »Aktionsplan« vonnöten, betonte Stauss. Diese »Strategie zur Stärkung der deutschen Landwirtschaft« müsse die Ausuferung der Bürokratie bekämpfen und eventuellen Wettbewerbsverzerrungen durch Auflagen der EU entgegentreten.
»Das Engagement jedes Einzelnen ist gefragt. Nur Gestalter können die Zukunft entwickeln«, so der eindringliche Appell von Landrats Wilhelm Krömer. Die Landwirtschaft sei »prägnant« für den Mühlenkreis. Trotzdem sinke die Zahl der Bauernhöfe in Minden-Lübbecke jährlich um etwa 100. »Wir werden nicht zusehen, wie landwirtschaftliche Betriebe zu Boden getreten werden«, äußerte sich der Landrat kämpferisch. Ideenreichtum sei gefragt, um die Entwicklung des ländlichen Raumes voranzutreiben.
Krömer betonte die Bedeutung der Landwirtschaft bezüglich der Erhaltung naturnaher Kulturlandschaften. Im Hinblick auf die akute Bedrohung durch die Vogelgrippe sei die Wesermarsch als Zielgebiet vieler Zugvögel und damit der Kreis Minden-Lübbecke gefährdet. Er hoffe, dass die Tierseuchen-Übungen des vergangenen Jahres im Ernstfall ein effektives Vorgehen erlauben.
Zugvögel hielten sich nicht an Sperrzonen, verdeutlichte der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Karl-Heinz Becker. Dies erschwere den Seuchenschutz.
Nur durch »Umsicht und Verantwortung« könne eine Ausbreitung des Virus auf das Nutzgeflügel verhindert werden, meinte Becker.

Artikel vom 04.03.2006