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Probeschlafen im Gefängnis

Besondere (Ein)-Ladung der JVA Bielefeld-Brackwede II

Von Markus Poch
Bielefeld-Ummeln (WB). Ein modernes Hafthaus mit 322 Gefangenenplätzen ist in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede II in Ummeln gebaut worden.

Am 27. April 2006 soll die nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) den Trakt des offenen Vollzugs seiner Bestimmung übergeben. Doch schon jetzt sind Räume bezugsfertig für das, was sonst unmöglich ist - ein Probeschlafen.
Vier Mitglieder des Gefängnisbeirats und Medienvertreter folgten der »Ladung zum Strafantritt« des Anstaltsleiters Uwe Nelle-Cornelsen und ließen sich zur Selbsterfahrung eine Nacht wegsperren. »Den Entzug von Selbstbestimmung habe ich als sehr erschreckend empfunden«, sagte Beiratsmitglied Heiko Rohde. Der Krankenpfleger und Senner Bezirksvertreter der Grünen übernachtete in einer kargen Verschlusszelle für verhaltensauffällige Häftlinge: »Nach zwei bis drei Tagen würde ich hier große Schwierigkeiten bekommen...«
Ausgestattet mit moderner Außenpforte und Besucherbereich, gesicherter Zugangsabteilung, Krankenpflegeabteilung und Mehrzweckhalle, beendet der Neubau ein 37 Jahre währendes Provisorium. Denn die JVA, eröffnet 1969, war in Leichtbauweise als Übergangslösung für einen befristeten Zeitraum von zehn bis 15 Jahren errichtet worden.
Der Übergang wurde jedoch zum Dauerzustand. Die 90er Jahre offenbarten demzufolge starke Baumängel, so dass auf Initiative des Anstaltsbeirats ein Neubau in Angriff genommen wurde. Der steht nun kurz vor der Vollendung. Bereits am 1. April will Uwe Nelle-Cornelsen mit den aktuell etwa 350 Häftlingen in das neue Haus und seine Nebengebäude umziehen. Bis dahin sollen Restarbeiten an Umzäunung, Beleuchtung und Videosensorik erledigt sein. Die Kosten für die gesamte Baumaßnahme betragen 15,5 Millionen Euro. Die Baracken von 1969 weichen einer Sportanlage.

Artikel vom 03.03.2006