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Rückkehr: ItÕs your Heimspiel!

Nadine Bollmeier (Frotheim) startet bei Deutschen TT-Meisterschaften

Von Ingo Notz
Frotheim/Minden (WB). ItÕs your Heimspiel. Nichts ist unmöglich. Du bist Deutschland. Werbung? Für Tischtennis? Ein Nebeneffekt einer Deutschen Meistwerschaft, die für eine Spielerin eine ganz besondere wird: Nadine Bollmeier kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Die 24-jährige Sportstudentin aus Frotheim startet schon zum elften Mal bei Deutschen Meisterschaften - und doch wird es ein ganz besonderes Turnier, fast vor ihrer Haustür.

Richtig recht ist es ihr nicht - am liebsten würde sie sich auch bei den Deutschen Meisterschaften 2006 nur auf den Sport konzentrieren. »Ein bisschen was Besonderes ist es schon irgendwie. Es ist halt in meiner Heimat und es werden mehr Zuschauer als sonst kommen, die ich kenne. Ich denke, es wird ähnlich wie in Bielefeld, vielleicht ein bisschen mehr. Es macht sicher mehr Spaß, aber es bringt auch mehr Druck.«
Die Kehrseite der Heimspiel-Medaille. Mehr Medieninteresse, mehr Sponsorentermine. Mehr Zuschauer, die nur ihretwegen kommen werden. Dadurch aber auch mehr Unterstützung bringen. »Es hat halt Vor- und Nachteile«, hat sich Nadine Bollmeier mit der Situation arrangiert. Heimspieleffekt? »Das wird man dann ja sehen. . .« Nach zehn Jahren im DM-Geschäft ist sie routiniert genug, um auch mit dieser Ausnahmesituation fertig zu werden. »Dann muss ich mich eben mehr konzentrieren.« Also anders als bei ihrer Premiere: »Mit 1996 ist das nicht zu vergleichen. Da wusste ich nicht, wie der Hase läuft.«
2006 ist sie der Hase - zumindest was das Damen-Doppel angeht. Dort startet sie als die Gejagte, zusammen mit Alexandra Scheld als Titelverteidigerin. Die Zielsetzung ist daher klar und Nadine mag auch gar nicht wenn drumherum geredet wird. Bollmeier/Scheld sind »nur« an drei gesetzt und daher im erweiterten Favoritenkreis? »Was heißt hier erweiterter Favoritenkreis? Wir sind Titelverteidiger und da ist das Ziel natürlich, den Titel auch zu verteidigen!« Das klang fast schon ein wenig entrüstet - auf jeden Fall aber zielgerichtet. Natürlich weiß auch die Lokalmatadorin, dass die Ausgangslage 2006 nicht gerade optimal ist. Nach dem Wechsel zum niederländischen Champions-League-Teilnehmer TTV Fürst Manderveld wurde Nadine in der für die Setzliste maßgeblichen Joola-Rangliste mangels nationaler Ergebnisse gestrichen - was sich sofort in der Setzliste niederschlug. Und das hatte bei der Auslosung auch die fast schon zu erwartende Folge, dass Nadine bereits im Achtelfinale auf einen ganz dicken Brocken treffen könnte: WU Jiaduo, neben Nicole Struse die absolute Topfavoritin der Veranstaltung. . . . »Ich habe noch nie gegen sie gewonnen«, kommentiertee die Frotheimerin das üble Los, lässt sich davon aber auch nicht entmutigen. Auch sie muss erst einmal besiegt werden. »Wenn ich Deutsche Meisterin werden will, muss ich eh alle schlagen.« Zuletzt scheiterte Bollmeier 2005 im Einzel-Viertelfinale an Nicole Struse. Ihre größte Chance im Einzel vergab sie aber im Jahr davor. 2004 in Cottbus »verschenkte« sie einen Matchball im Halbfinale gegen Irene Ivancan mit einem Fehlaufschlag - und verlor noch in sieben Sätzen. So ist Bronze bislang das beste Soloergebnis der Frotheimerin, die bei den Damen mittlerweile auf zwei Doppeltitel und mehrere Bronzemedaillen im Einzel und Mixed verweisen kann und seit 1993 in den verschiedenen Altersklassen insgesamt elfmal Deutsche Meisterin war.
Doppel-Meistertitel, Bundesliga-Klassenerhalt, Wechsel zum niederländischen Meister, dort auf Anhieb Publikumsliebling und sportlich erfolgreich - »eigentlich war 2005 für mich ein ganz gutes Jahr.« Wenn da nur nicht das erneute Aus im Rennen um einen Platz im WM-Kader gewesen wäre. Als Einzige aus dem in Frage kommenden Spielerinnenkreis hatte sie keine Chance bekommen - das hat gesessen. Kurz vor Jahresende dann noch der Rauswurf aus dem A-/B-Kader und damit das erneute Aus für die nächste WM. »Naja, ich spiele einfach für mich, alles andere wird sich dann automatisch ergeben, wenn ich meine Ziele erreiche.« Über die will sie nicht reden. Nicht öffentlich. Aber man darf sicher sein: Nadine Bollmeier gibt nicht auf. Ein Indiz dafür: Sie verschwendet auch nach ihrem vorläufigen (?) Aus im Nationalkader keinen Gedanken an einen Wechsel des Nationalverbandes, um endlich einmal auch bei einer internationalen Meisterschaft wie EM oder WM eine Chance zu kriegen. »Ich versuche mich in Deutschland durchzusetzen.« Das ist ein Versprechen. Und eine Kampfansage. Mit schönem Gruß an die Konkurrenz! Make it real. . .
Nadine Bollmeier (TTV Fürst Manderveld/NL)
Geburtstag: 21.6.1981
Größte Erfolge: 11 Deutsche Meistertitel seit 1993 im Schülerinnen-, Jugend- und Damenbereich, 2003 und 2005 Deutsche Meisterin Damen-Doppel (mit Alexandra Scheld), 2000 Deutsche Vizemeisterin Mannschaft (mit dem TuS Bad Driburg), 1997 Bronzemedaille bei den Jugend-Europameisterschaften (mit Tanja Hain-Hofmann)

Artikel vom 03.03.2006