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Neue Löhner Mitte

Jung und alt im Zentrum unter einem Dach

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Löhne (LZ). Ein Entwurf von Professor Ulrich Findeisen aus Köln soll den Durchbruch bringen zu einer attraktiven Innenstadt Löhnes. Auf der so genannten Investorenwiese könnte ein wegweisendes Projekt entstehen.

Mittelpunkt eines zweiteiligen 200 Meter langen Stahlbeton-Skelettbaus, der in den Gewerbeflächen auch kleinteiligere Lösungen erlaubt und im Obergeschoss seniorengerechte Wohnungen vorsieht, ist ein großes etwa zwölf Meter hohes Rondell, das die Musikschule der Stadt beherbergen soll. Im Seitentrakt sind 100 Stellflächen für Personenwagen mit einer Rampe von der Bunder Straße aus vorgesehen.
Über einen Hinweis des Einzelhandelhandels-Gutachters sei die Hanseatische Grundbesitz- und Vermögensverwaltungsgesellschaft (HGV) in Stade aufmerksam geworden auf die komplizierte städtebauliche Situation in Löhne. Mitgesellschafter und Geschäftsführer Helmut Lührs sagte gestern bei der Vorstellung der Planung im Löhner Rathaus, sein Unternehmen mit 35 Mitarbeitern sei seit 15 Jahren am Markt etabliert. Die NordLB gehöre zu den Mitgesellschaftern. Schwerpunktmäßig würden innerstädtische Fachmarktzentren und Objekte in Fußgängerzonen konzipiert.
Die Löhner Initiative begann vor einem drei Viertel Jahr durch den Besuch des Regionalbeauftragten von HGV, Klaus Heidenreich in Löhne. Für den Alleinvertrieb des Grundstücks sei in Absprache mit den Fraktionen das Einverständnis eingeholt worden, wie Bürgermeister Kurt Quernheim erläuterte. Üblicherweise würden Lebensmittelmärkte als Frequenzbringer gewählt, wegen des Zuschnitts der Löhner Fläche kam dies nicht in Frage. Es soll eine Kombination innerstädtischen Fach-Einzelhandels mit Märkten und Dienstleistungsbetrieben einziehen. Eine Zigarrenkisten-Architektur habe ohnehin niemand mehr in Löhne haben wollen, so Quernheim.
Die Musikschule residiert gegenwärtig in einem mehr als 100 Jahre alten Gebäude, einer einstigen Zigarrenmacher-Villa, später Gesundheitsamt, Bücherei und Berufsschule. Hoher Sanierungsbedarf und hohe Energiekosten sollen den Ausschlag geben, dass sich der Umzug an die neue zentrale Stelle im angemieteten Gebäude mit besseren Entwicklungsmöglichkeiten lohnt. Gerd Sowa ließ erkennen, dass die Musikschulgebühr ohnehin neu kalkuliert werden müsse. Der eine oder andere werde gern bereit sein, einen »maßvollen Euro mehr zu bezahlen.«
Das Herforder Beispiel habe gezeigt, dass eine Schule dieser Größenordnung ein solches Projekt schultern könne. So groß wie nötig und so klein wie nötig werde der Raum für die Musikschule in dem Rondell gehalten bei 1000 Quadratmetern Fläche, wie jetzt auch. Flure nach außen sorgen für Schall-Isolierung zur Bahnseite. Auf einen Keller wird aus Baukostengründen verzichtet. Der zentrale Orchestersaal, dessen Fehlen bisher stets bedauert wurde, lässt sich nach außen hin öffnen, so dass open-air-Veranstaltungen möglich werden. Die lauteren Instrumente werden in dem Rondell rechts zur Zufahrt der Bünder Straße hin platziert. Gegenüberliegend ist ein Bistro vorgesehen. Der Verwaltungstrakt befindet sich im ersten und zweiten Obergeschoss, die Früherziehung erhält eine Wartezone. Etwa 35 Meter im Durchmesser sind für das Rondell vorgesehen bei einer Höhe von etwa elf Metern. Die Erträge des Objekts sollen in den Erdgeschossen erzielt werden. Wirtschaftlichkeit werde nicht durch weitere Geschosse erreicht. Bisher gebe es Gespräche mit interessierten Mietern, Vorverhandlungen und erste verbindliche Verträge.
Auch eine Drogerie sei unter den Bewerbern. Für zwei Drittel der Fläche hätten sich bisher Interessenten überregional tätiger Filialisten gemeldet. Die endgültige Entscheidung über das auf sehr deutlich über fünf Millionen Euro zu beziffernde Projekt werde im nächsten Vierteljahr fallen. Die Gewerbemieten wurden auf Nachfrage je nach Ausstattung und Standort mit neun bis zwölf Euro angegeben. In der oberen Etage sind etwa 20 altgengerechte Wohnungen zwischen 55 und 60 Quadradmeter zu ortsüblichen Mieten mit einem abgeschirmten Dachgarten zur Bahnseite vorgesehen, kleine kompakte Zwei-Zimmerwohnungen in der Stadt, mit der Möglichkeit, Serviceleistungen zuzubuchen. Wenn weitere Mietinteressenten in der Region gefunden seien, könne im Sommer die Baugenehmigung erfolgen und der Rohbau noch dieses Jahr realisiert werden. Gerd Sowa bewertete das Projekt als bisher größte Chance für die Innenstadtentwicklung.

Artikel vom 03.03.2006