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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Der Landrat und die Wirtschaft


Es reicht offenbar nicht, eine 1100 Mitarbeiter zählende Behörde erfolgreich durch eine äußerst schwierige Zeit zu lenken. Nein, politische Führungskräfte wie Landrat Sven-Georg Adenauer müssen offenbar unbedingt »Leuchttürme« bauen, die später ihren Namen tragen sollen. Der Landrat sucht diese Leuchttürme in »der Wirtschaft«.
Bei dieser Suche handelte er sich in den vergangenen Monaten immer wieder »blaue Augen« ein. Die Kartellkammer des Landgerichtes Dortmund unterband den etwas selbstherrlichen Rauswurf privater Konkurrenz aus der Schilderprägestelle des Kreises. Die Verheißung von Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen im interregionalen Gewerbegebiet auf der Marburg entpuppt sich nach dem Herbstreit-Gutachten als die extrem teuer subventionierte Lösung einer Altlast, die der Landrat mit seinem Dienstantritt 1999 übernommen hatte. Das in der Gemeinde Verl beschlossene »Aus« der neuen Wirtschaftsförderung schließlich zieht die Konsequenz aus dem wachsenden Unbehagen in eben jener Wirtschaft, die der Landrat fördern will.
AllĂ• diese Pannen sind durch eine fast schon sozialdemokratische Neigung geprägt, wirtschaftliche Vorgänge behördlich ordnen zu wollen. Sie lassen ein Gespür für die jeweils gegensätzlichen Interessen, für den stets vorhandenen Wettbewerb vermissen, der außerhalb der Kreisverwaltung herrscht. Vielleicht drückt sich hier die tiefe Verwurzelung Adenauers im öffentlichen Dienst aus, in dessen Gesetzen und Regeln er bis zum Landrat aufstieg. Die missglückten Ausflüge in »die Wirtschaft« sollten Adenauer ermuntern, sich wie ein Unternehmer auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Denn das kann er wirklich gut.

Artikel vom 04.03.2006