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Die Liebe siegt
über das Elend

»In the Ghetto« im Stadttheater

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Da hielt auch die sonst eher kühl-beherrschten Ostwestfalen nichts mehr auf dem bequemen Gestühl des ausverkauften Herforder Stadttheaters: Die elementare Kraft des Tanzes und die Lebensfreude der »South African Musical Group« steckten einfach alle an.

Im Stehen und sichtlich begeistert klatschten die Zuschauer beim furiosen Finale zum Rhythmus dumpfer Trommelwirbel mit und feierten die jungen Akteure aus dem fernen Johannesburg, die eine mitreißende Show präsentierten.
»In the Ghetto« gab einen natürlich stark folkloristisch gefärbten Einblick in die Lebenswirklichkeit südafrikanischer Jugendlicher in Soweto: Im Spannungsfeld zwischen Schule und Jobs, dem Leben in der Stadt und ländlichen Traditionen gehört die Konfrontation mit Armut, Gewalt und Kriminalität zum Alltag. Auf dem Pausenhof der Tambo High-School, zwischen rivalisierenden Gangs und Drogendealern, lernen sich Thabo und Cindy kennen und verlieben sich in der »Bonga-Longa-Disco« - von den Hauptdarstellern Khaya Mgobhozi und Londiwe Mthembu brillant gespielt und auch gesanglich überzeugend.
Der ständige Wechsel von Englisch zu afrikanischer Stammessprache ist dabei von besonderem Reiz. Natürlich nimmt die Geschichte ein glückliches Ende, bei dem der verletzte Thabo dank der Hilfe eines Medizinmannes wieder gesund wird und auch Cindys verloren geglaubte Schwester sich wieder einfindet.
Doch bis es soweit ist, fiebern die Zuschauer während der gut zweistündigen temperamentvollen Aufführung mit, stampfen mit den Füßen und genießen das farbenprächtige Spektakel.
Es passt zum Lebensfreude-Programm, dass herkömmliche Genre-Grenzen überschritten werden. Traditionelle Musik und Stammestänze wechseln sich mit HipHop und Jazz ab. Traditionelle und moderne Einflüsse gehen eine glückliche Verbindung ein, die Zuschauer erlebten ein Stück getanzter Utopie.

Artikel vom 04.03.2006