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Luhukay macht Druck

Bollmann, Brouwers und Ndjeng in der Kritik

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Vor dem vielleicht entscheidenden Heimspiel am Sonntag (Anstoß: 15 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) gegen Dynamo Dresden tritt Paderborns Trainer Jos Luhukay seinen noch vertragslosen Spielern kräftig auf die Füße: »Ihre Leistungskurve zeigt deutlich nach unten. Darunter leidet das Team und irgendwann werde ich handeln müssen.«

Damit droht der 42-Jährige erstmals Spielern aus seinem Kader öffentlich mit der Ersatzbank. Namentlich nannte Jos Luhukay keinen seiner Schützlinge, wen der Holländer in erster Linie meint, ist kein Geheimnis: Markus Bollmann, Roel Brouwers und auch Marcel Ndjeng.
Bei Letztgenanntem läuft der Vertrag zwar erst im Sommer 2007 aus, der 23-Jährige spielte aber eine überdurchschnittliche gute Hinrunde, kickte sich so in die Notizblöcke zahlreicher Erstligisten wie Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld oder 1. FC Köln und bekam sogar eine DFB-Einladung. Im »Team 2006« sollte Ndjeng für Deutschland spielen, musste aber wegen eines privaten Termins (London-Reise) absagen. Siebenmal traf Ndjeng in dieser Saison, in diesem Jahr allerdings noch gar nicht. Die von Luhukay immer wieder geforderte »Effektivität« ging dem Außenstürmer fast gänzlich verloren, auch wenn man gerade Ndjeng auf dem Rasen anmerkt, wie sehr er um seine Form kämpft. Warum das bislang nicht fruchtete, erklärt Luhukay so: »Vor jedem Anpfiff überlegen die Spieler, wer sitzt heute wieder auf der Tribüne. Sie sind zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt und so gehen Teile der Konzentration verloren.«
Das gilt auch für die Innenverteidigung. Die Leistung von Markus Bollmann und Roel Brouwers monierte der Coach bereits nach dem 1:1 bei der SpVgg. Greuther Fürth (»Beide haben nicht das gezeigt, was sie können«), am Freitag erneuerte er seine Kritik: »Sie müssen sich vom Druck befreien und dürfen nicht ständig darüber nachdenken, wo sie in der nächsten Saison spielen.«
Läuft bei Roel Brouwers (24), dessen Stammverein Roda Kerkrade vom Optionsrecht Gebrauch machte und den Holländer am Ende der Saison zurückholen kann, das »Wechselspielchen« noch ohne eigenes Zutun, sieht's bei Markus Bollmann ein wenig anders aus. Der 25-Jährige hat ein Vertragsangebot vom SCP vorliegen, will aber lieber ablösefrei in die erste Liga wechseln. Hannover 96, FSV Mainz 05, Arminia Bielefeld oder der auf Bundesligakurs steuernde Zweitligist Alemannia Aachen buhlen um »Bolle«. Wann sich das »halbe Eigengewächs« (seit 2000 beim SCP) entscheidet, kann Luhukay nicht beeinflussen, wohl aber Konsequenzen ziehen. »Dusko Djurisic zappelt schon, den kann ich blind einsetzen«, bringt der Cheftrainer eine personelle Alternative ins Spiel.
Damit erhöht Jos Luhukay den Druck, will aber gleichzeitig damit erreichen, dass die Spieler zu ihrer »mentalen Frische und Stärke« zurück finden. Gerade jetzt, vor dem Duell mit Dresden. Denn mit einem Sieg gegen die Sachsen ist das Klassenziel erreicht. »Dann haben wir 39 Punkte und sind durch«, ist auch der sonst so vorsichtige Trainer überzeugt.
Zurücklehnen darf sich danach aber niemand, denn der wichtigste Mann auf Paderborns Bank kündigt für den Fall der Fälle schon neue Ziele an: »áDann wollen wir die anderen ein bisschen ärgern.«

Artikel vom 04.03.2006