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Tragen Kneipp buchstäblich auf Händen (von links): Stellvertretende Vereinsvorsitzende Renate Schlickmann, Vorsitzender Klaus Oehler und Geschäftsführerin Helgard Heidecker mit einer Büste des Pfarrers und Naturheilkundlers. Foto: Curd Paetzke

Heilkräfte des Wassers sind
eine Quelle der Gesundheit

Kneipp-Verein Herford deckt mit Kursen ein breites Spektrum ab

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Herford kann nicht nur mit berühmten Kirchen und historischen Sehenswürdigkeiten glänzen, sondern die alte Hansestadt verfügt auch über ein sehr weit gefächertes und aktives Vereinsleben. In einer Serie stellt das HERFORDER KREISBLATT die Vereine vor und wirft dabei auch einen Blick hinter die Kulissen, wo Ehrenamt und großes Engagement für engen Zusammenhalt sorgen. In der 12. Folge steht der Kneipp-Verein Herford im Mittelpunkt.

300 Mitglieder zählt der Verein - das ist eine stolze Zahl, die beweist, wie sehr das Thema Gesundheit die Menschen in Herford und Umgebung interessiert. Knapp die Hälfte der »Kneippianer« nimmt regelmäßig an den Kursen teil, die angeboten werden und die ein breites Spektrum abdecken (siehe Daten & Fakten auf dieser Seite). Außerdem werden Tagesausflüge und Vorträge offeriert; einmal im Jahr wird eine schöne Reise unternommen, die jeweils in einen Kneipp-Kurort führt (die nächste Tour geht vom 2. bis 12. Mai 2006 nach Bad Kissingen).
»Das ganzheitliche Denken Sebastian Kneipps gilt noch heute als wegweisend für naturheilkundliche Heilmethoden und eine zeitgemäße Präventivmedizin«, sagt Vereinsvorsitzender Klaus Oehler, der mit seinen 36 Jahren das Vorurteil widerlegt, dass »Kneipp« nur etwas für ältere Semester sei.
Wer war eigentlich dieser Sebastian Kneipp, dessen Name immer genannt wird, wenn es um Stichworte wie »Wasseranwendungen« und »naturgerechte Ernährung« geht?
Im Laufe seines Lebens hat Sebastian Kneipp (1821-1897) das Wissen über die heilende Wirkung von Wasser und Heilpflanzen mit seinen eigenen Erkenntnissen zu einer systematischen Lehre ausgebaut.
Im Jahr 1849 erkrankte Kneipp an Tuberkulose und wurde von seinem behandelnden Arzt praktisch schon aufgegeben. Er entdeckte zufällig das Buch »Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers« von Johann Siegmund Hahn, das es ihm ermöglichte, sich mittels einer Wasserkur selbst zu heilen. Teile dieser Kur beinhalteten übrigens auch Tauchbäder in der eiskalten Donau.
Der Pfarrer und Naturheilkundler schuf daraufhin ein visionäres Lebenskonzept, das den Menschen, seine Lebensgewohnheiten und seine natürliche Umwelt untrennbar als Einheit betrachtet. Dabei stellt er Wasser, Pflanzenkunde, Bewegung, Ernährung und innere Balance in einen engen Zusammenhang. Man spricht daher von den fünf Fundamenten der Kneipp-Therapie.
Der Name Kneipp steht damit nicht nur für wissenschaftlich fundierte naturheilkundliche Produkte und Anwendungen, er steht auch für einen ganzheitlichen Lebensstil.
Als Standardwerk von Sebastian Kneipp gilt sein Buch: »Meine Wasserkur«, dessen erste Auflage im Jahre 1886 erschien. Ein weiteres Buch von ihm kam unter dem Titel »So sollt ihr leben« auf den Markt.
Der Kneipp-Verein Herford ist einer von 660 Kneipp-Zusammenschlüssen, die es allein in Deutschland gibt und die insgesamt 160 000 Mitglieder (!) zählen. Helgard Heidecker, Geschäftsführerin der »Kneippianer« in Herford: »Vereint sind alle Vereine im so genannten Kneipp-Bund, der in Bad Wörishofen ansässig ist und bereits 1897 - im Todesjahr von Sebastian Kneipp - gegründet wurde.« Dieser Bund gilt heute als Deutschlands größte private Gesundheitsorganisation. International ist die Kneipp-Bewegung im Verband »Kneipp worldwide« organisiert.
2004 feierte der Verein in Herford sein 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass benannte die Stadt eine Straße im neuen Wohngebiet an der Bismarckstraße »Sebastian-Kneipp-Weg«. Eine angemessene Ehre, denn die Kneipp-Medizin und Kneippkur werden heute auch von der Schulmedizin anerkannt und als begleitende Therapie eingesetzt.

Artikel vom 03.03.2006