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Bauchtanz - gar nicht hölzern

Märchen »Aladin und die Wunderlampe« eröffnet Puppenspielwochen

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Bei den Puppenspielwochen darf jeder ins Träumen kommen. Schon zum Auftakt mit »Aladins Wunderlampe« ging gestern mancher Traum in Erfüllung.

Leuchtende Kinderaugen, glühende Wangen und spontaner Applaus - was gibt es Schöneres für einen Akteur als ein mitfieberndes Publikum? Für Harald und Johanna Sperlich ist der Beifall der Kinder das tägliche Brot. Die beiden professionellen Puppenspieler aus dem Westerwald gehören schon zum festen »Inventar« der Paderborner Puppenspielwochen, die bis zum 14. März insgesamt 19 Aufführungen von elf Ensembles präsentieren.
Auf das Puppenspieler-Ehepaar, das seit mehr als drei Jahrzehnten bis zu 200 Mal im Jahr auf Tour ist, möchte Kulturamtsleiter Christoph Gockel-Böhner nicht verzichten. Mittlerweile haben die Sperlichs schon ihr gesamtes Repertoire in Paderborn gespielt - immerhin zehn Kinder- und vier Erwachsenen-Stücke halten sie im Spielplan vor, und alle zwei Jahre kommt eine neue Inszenierung hinzu.
Für das Märchen »Aladin und die Wunderlampe«, mit dem die Puppenspielwochen gestern in der Kulturwerkstatt eröffnet wurden, hat sich das »Hohenloher Figurentheater« der Sperlichs insgesamt zwölf Stabpuppen von dem Berliner Figurenschnitzer Günter Weinhold anfertigen lassen. Die Hauptfigur Aladin muss gleich in zwei Versionen vorrätig sein: einmal als armer Tagelöhner und dann als vom Geist aus der Lampe ausstaffierter junger Prinz. Über einen speziellen Mechanismus sind Arm- und Mundbewegungen möglich. Aladins Esel kann den Kopf heben und mit dem Schwanz schlagen. Und wenn die orientalische Prinzessin zum Hochzeitsfest sogar einen Bauchtanz aufs Parkett legt, ist die Illusion perfekt.
Etwa 2000 Puppenfreunde hofft Gockel-Böhner in den 19 Veranstaltungen zu erreichen, die überwiegend in kleinen Sälen in der Kulturwerkstatt, im Amalthea-Theater und auf der Hinterbühne der Paderhalle gezeigt werden. Die bekannten Märchenstücke sind bereits gut verkauft. »Schwieriger wird es immer, wenn wir etwas Neues bieten«, weiß der Puppenspiel-Manager. So brauchen experimentierfreudige Aufführungen wie die »Kugelmenschen« des Nürnberger »Papiertheaters« (6. März) oder die Theaterperformance des »Fliegenden Theaters« Berlin (13. März) oft zusätzliche Werbung, um ihr Publikum zu finden.
Harald und Johanna Sperlich haben da keine Probleme. Zur gestrigen Premiere in der Kulturwerkstatt kamen mehr kleine Besucher, als Plätze vorhanden waren. Doch auch da erweist sich das Kulturamt als flexibel: Schnell wurden noch ein paar Stühle hinzu gestellt, damit die zum Teil aus den Nachbarstädten angereisten Kinder nicht wieder nach Hause geschickt werden mussten.

Artikel vom 03.03.2006