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Hobbyspieler Gefahr für Stars?

TT-DM-Serie: : David Daus (Holthausen) ist der »Mister Viertelfinale«

Minden (tz). Es gibt tausende Kreisliga-Spieler, die mehr trainieren als er. Vor denen hätte aber wohl keiner der Stars soviel Respekt. Vor ihm schon. Obwohl David Daus die Deutschen nur noch im Vorbeigehen mitnimmt, genießt er nach wie vor höchste Wertschätzung.
Nicht umsonst - schließlich gehört er seit fast einem Jahrzehnt zu den konstantesten Spielern bei Deutschen Meisterschaften. Genau diese Konstanz hat ihm schon so etwas wie Kultstatus verliehen: Der Düsseldorfer im Trikot der DJK Holthausen ist der Mister Viertelfinale der DM... Mister Viertelfinale - mittlerweile kann David selbst über die Nummer lachen, die ihn seit Jahren verfolgt. »Das ist ja schon ein »running gag« geworden...«
Immerhin: Die Duftmarke, die er vor dem Wechsel vom Teilzeitprofi zum Hobbyspieler hinterlassen wollte, die hat er schon 2005 gesetzt. Nicht zwingend bei den Deutschen, die eigentlich sein Ziel waren. Dafür aber beim zweitwichtigsten deutschen Turnier, dem TOP12. Als erster Zweitligaspieler überhaupt hat er das gewonnen - und wollte es danach auch bei der DM wissen. Endlich die erste Einzelmedaille gewinnen.
Im Viertelfinale hatte Jörg Roßkopf etwas gegen die Verwirklichung von Davids Solo-Traum. Medaillen auf nationaler Ebene hat Daus schon mehrfach gewonnen: Mit der Mannschaft von Borussia Düsseldorf war er Deutscher Meister, ebenso im Herren-Doppel mit Christian Süß 2004 in Cottbus.
Ein Jahrzehnt konstant einer der Besten in Deutschland - und doch war David Daus nie Nationalspieler. »Ich habe nie eine Chance bekommen, obwohl ich sie sportlich verdient gehabt hätte, weil ich über Jahre bessere Leistungen als eine Reihe von Kader-Mitgliedern gebracht habe. Ich bin aber nie so gefördert und nie nominiert worden. Das ist eine Sache, die bleibt als Makel. Unterm Strich ist das nicht ganz fair, weil ich es verdient gehabt hätte.« Mittlerweile kann er ruhig darüber reden. Genau wie über seine fast schon unheimliche Serie bei Deutschen: »Es ist nicht mehr ein Riesending für mich, wenn ich jetzt zum siebenten, achten oder neunten Mal im Viertelfinale scheitern würde. Ich sehe es auch von der anderen Seite: Das zeigt doch, dass ich seit fast zehn Jahren konstant zu den besten acht Spielern in Deutschland gehöre - und das macht mich schon stolz.«
Die Werte haben sich aber auch verändert. »Ich bin 30 geworden, bin Anfang Dezember Vater geworden, seit Mai arbeite ich Vollzeit, ich trainiere nur noch zweimal in Holthausen.« Die Tischtennis-Welt des David Daus hat sich verändert. Ob er die Tischtennis-Welt bei einer Deutschen Meisterschaft noch mal verändert? Steht er wieder im Viertelfinale, wäre diese Kultstory um ein Kapitel reicher. Die Dramaturgie für diese Runde - ein Traum: »Was ich meinem Gegner wünsche? Dass er im Viertelfinale mit 13:15 im siebenten Satz gegen mich verliert...« Vorher muss er spätestens im Achtelfinale auf der Hut sein, denn dann hat er es mit Doppelpartner Steffen Mengel zu tun - dem Westdeutschen Meister, der ihn zuletzt zweimal knapp schlug. Nicht nur, weil er einst privat enge Bindungen im Kreis Minden-Lübbecke hatte, gibt es wohl in Minden, außer Mengel, (fast) niemanden, der es David Daus nicht gönnen würde, wenn er hier noch einmal groß auftrumpfen würde - in der Verlängerung seiner aktiven Karriere...
David Daus (DJK Holthausen)
Geburtstag: 16. Oktober 1975
Größte Erfolge: DM Doppel 2004,
3x DMM mit Borussia Düsseldorf,
2x DM Junioren Einzel.

Artikel vom 04.03.2006