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»Das Engagement nicht
hoch genug bewerten«

Stütze bei Demenz: Zertifikat für ehrenamtliche Helfer

Kreis Minden-Lübbecke (ök). 300 000 Demenzkranke gibt es gegenwärtig in NRW, 1000 kommen allein im Kreis Minden-Lübbecke jährlich dazu, Tendenz steigend. Diesen Kranken und den vielfach überforderten Angehörigen Stütze und Hilfe zu sein, haben sich die jetzt in Minden nach bestandener Ausbildung mit Zertifikat ausgezeichneten 24 ehrenamtlichen Helfer der beiden vom Diakonischen Werk und dem Paritätischen Verein für freie Sozialarbeit getragenen Projekte Vergissmeinnicht und HilDe verpflichtet.

Im Rahmen einer Feierstunde wurde ihnen aus der Hand von Ministerialrat Roland Borosch vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen die Urkunde überreicht. »Damit sind jetzt inzwischen 49 ausgebildete Helfer ehrenamtlich für den sich immer mehr ausweitenden Bereich demenzkranker Menschen tätig«, wie der Vorsitzende des Diakonischen Werkes Minden, Pastor Frank Stefan, in seiner Laudatio vor den vielen Gästen aus Politik, der Stadt und den Gemeinden, dem Kirchenkreis, der Kreisverwaltung, der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW in Düsseldorf, und der Pflegekassen erfreut feststellte.
Stefan würdigte den bereits in der Ausbildungszeit bei allen Teilnehmern erkennbar gewesenen Willen, sich in Zukunft den vielfältigen Aufgaben der Betreuung der Kranken und der Entlastung ihrer Angehörigen zu widmen. Das sei keine leichte Aufgabe, erfordere Einfühlungsvermögen und viel Verständnis für beide betroffenen Seiten; dennoch helfe das Engagement oftmals auch, eigene Zukunftsängste abzubauen und vermittle nicht selten ein Gefühl innerer Bereicherung. »Der Mühlenkreis«, so Pastor Frank Stefan, »kann auf die ins Leben gerufenen, außerordentlich erfolgreichen beiden Projekte Vergissmeinnicht und HilDe stolz sein.« Ohne deren Unterstützung bei der Betreuung Demenzkranker seien die hauptamtlich dafür vorgesehenen Stellen zweifellos überfordert gewesen und würden es auch zukünftig bleiben. Stefan mahnte auch in Gegenwart des Ministerialrates Roland Borosch weitere Unterstützung der Projekte im Rahmen vorhandener finanzieller Möglichkeiten an. Der inzwischen auf 49 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer angewachsene Mitarbeiterstab der beiden Projekte und die vorgesehenen weiteren Ausbildungsmaßnahmen erforderten auch in Zukunft Mittel aus der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW.
Landrat Wilhelm Krömer überbrachte die Grüße der Kreises, sowie der anwesenden Politiker des Landtages, der Stadt und der Gemeinden, und wies ebenfalls auf die nicht zu unterschätzende Bedeutung von Ehrenämtern für das Gemeinwesen vor allem im sozialen Bereich hin. »Die Jahrhunderte alte Betreuung alter Menschen im Kreise der Familie ist aufgrund der veränderten Verhältnisse gegenüber früher immer weniger möglich. Deshalb kommt den vor zwei Jahren ins Leben gerufenen beiden Projekten für die Zukunft hohe Bedeutung zu.« Er setze auch weiterhin auf die finanzielle Unterstützung aus Düsseldorf für die Arbeit des Trägerverbundes Demenz im Kreis Minden-Lübbecke.
Roland Borosch versicherte, dass man bei der Landesregierung die hier von den beiden Projekten Vergissmeinnicht und HilDe geleistete Arbeit hoch einschätze, die man auch in Zukunft im Rahmen vorhandener Möglichkeiten finanziell unterstützen wolle. Dennoch bleibe festzuhalten, dass der Einzelne auch entsprechende Altersvorsorge treffen müsse. »Alles kann der Staat nicht leisten.« Insofern sei das Engagement der ehrenamtlichen Helfer nicht hoch genug zu bewerten, die mit ihrem Einsatz für die Allgemeinheit auch erheblich zur Kostensenkung im sozialen Bereich beisteuerten.
Für Rat und Hilfe bei der Betreuung von Demenzkranken wurde unter 0 18 04 / 45 33 00 eine Hotline eingerichtet, die montags bis freitags 9 bis 15 Uhr mit Fachpersonal besetzt ist.

Artikel vom 03.03.2006