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Jens Pfänder will kein Prophet sein

In Pfullingen muss gewonnen werden - Danach droht Niederlagenserie gegen Top-Teams

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Wenn die Begegnung des Handball-Bundesligsten TuS N-Lübbecke gegen den Wilhelmshavener HV Finalcharakter hatte, dann trägt die heutige Begegnung des TuS beim VfL Pfullingen sicherlich noch »endspielhaftere Züge«.

Denn nach der nicht unbedingt eingeplanten Punkteteilung vom letzten Wochenende steht die Sieben vom Wiehen doch ein wenig unter Zugzwang. Trainer Jens Pfänder am Donnerstag in der Presse-Konferenz vor dem Spiel: »Ziel ist es, in Pfullingen zu gewinnen. Denn ohne Prophet sein zu wollen, kommen nach dem Pfullingen-Spiel eine Reihe von Kann-Begegnungen.« Will heißen, dann kommen Bundesliga-Partien, bei denen zwar etwas möglich ist, bei denen der Coach aber nicht unbedingt davon ausgeht, dass dort Siege für den TuS N-Lübbecke abfallen werden.
Klar, denn nach Pfullingen heißen die Paarungen für die Nettelstedter in chronologischer Reihenfolge TuS - HSG Nordhorn (11. März), HSV Hamburg - TuS (18. März), TuS - SC Magdeburg (25. März), VfL Gummersbach - TuS (5. April) und TuS - THW Kiel (19. April).
Und eigentlich darf man am Rande des Wiehen erst wieder am 29. April auf doppelte Punkte hoffen, wenn man beim Kreisrivalen TSV GWD Minden im 51. Kreisderby aufläuft. Und selbst das ist ja, wie man inzwischen nach den GWD-Ergebnissen gegen Flensburg/H. und Kiel weiß, mit Vorsicht zu genießen. Sieht auch Pfänder so: »GWD ist mit seiner ersten Acht im Mittelmaß angesiedelt. Da sind die ganz schön stark.«
Um so wichtiger ist es am heutigen Samstag, in der kleinen, nur 1400 Zuschauer fassenden Sporthalle in Pfullingen zu bestehen. Pfänder: »Das ist eine Mannschaft, die in der Tabelle hinter uns steht, gegen die wir gewinnen müssen. Je größer der Abstand ist, den wir zwischen uns bringen können, um so besser.«
Respekt hat Pfänder ja vor jeder Mannschaft in der Handball-Bundesliga. Jeder kann nach seiner Ansicht jeden schlagen. Und gern führt er das jüngste Beispiel an. »Da werden wir in Großwallstadt mit 37:25 abgefackelt - und eine Woche später fängt sich der TVG bei Abstiegskandidat SV Concordia Delitzsch eine 26:27-Niederlage.«
Ja, die Nerven, die Nerven! Die müssen in Pfullingen diesmal unbedingt halten. Wie man's macht, bewies der TuS im vergangenen Jahr, als er in Pfullingen beide Punkte in den Bus packte. Damit dies wieder passiert, brach der TuS-Bus bereits am gestrigen Freitag in Richtung Süden auf. 80 Kilometer vor Pfullingen wurde übernachtet, wird heute der Tag verbracht, ehe man um 16.30 Uhr in Richtung Pfullingen aufbricht.
Der Gegner, das weiß Pfänder natürlich, hat sich verstärkt. Schon bei der knappen Niederlage in Lemgo (34:32 für den TBV) machten die Schwaben ein gutes Spiel. Sie waren, so verlautete in der Presse-Konferenz nach dem Spiel, mit dem Vorhaben angereist, beim Favoriten beide Punkte zu entführen. Selbstbewusstsein pur. Das letztlich daraus resultiert, dass man in der Winterpause mit zwei Neuverpflichtungen aufrüsten konnte. Besonders der Slowake Jakub Szymanski im rechten Rückraum ist eine echte Verstärkung, hat laut Pfänder die »Achillesferse« des VfL stabilisiert. Der zweite Neuzugang ist der Kroate Goran Jerkovic, der zwar kein Überflieger sei, aber seinen Part recht ordentlich herunterspiele. Und auch zuletzt mit fünf Treffern glänzte. Und: Goalgetter Björn Navarin, der immer für sechs bis acht Tore gut ist, dürfte nach seiner Verletzung, die ihn beim VfL-Sieg in Delitzsch (38:30) pausieren ließ, wieder dabei sein. Schlussendlich habe der heutige Gastgeber in der Achse Rückraummitte Baran/Kreisläufer Stojkovic eine ähnliche Achse wie der TuS mit Tönnesen und Fölser.
Von seiner Mannschaft erwartet der Coach heute Abend zwei Dinge: erstens, dass sie in kämpferischer Hinsicht von Anfang an dabei ist, dass sie zweitens das nötige Maß an Cleverness mitbringt. Verzichten muss der Coach diesmal auf keinen Akteur. Auch Fabian van Olphen ist auf dem Weg zu alter Form, auch wenn er während der Woche zwei Trainingseinheiten aussetzen musste. Jedenfalls bereitet ihm die Fußverletzung, wegen der er mehrere Wochen pausieren musste, keine Probleme mehr. Der Niederländer: »Der Fuß ist absolut in Ordnung. Keine Schmerzen.«
Und die müssen auch die rund 40 Schlachtenbummler aus dem Mühlenkreis, die eine Zwei-Tages-Tour ins Schwabenland unternehmen, nicht haben. Sie erwarten eine Auswärts-Entschädigung für das Großwallstadt-Debakel. Vor allem aber hoffen sie darauf, dass die TuS-Akteure sich nicht schon wieder dazu gezwungen sehen, eine Auswärtsfahrt für die Fans zu sponsern . . .

Artikel vom 04.03.2006