03.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vorsorglich: Stadt schließt Kindergarten

Raumluftmessung aufgrund Geruchsbelästigung weist erhöhte Chlornaphtalin-Werte nach

Von Alexandra Rüther
Bad Driburg (WB). Die Stadt Bad Driburg wird ihren Kindergarten am kommenden Montag, 6. März, schließen. Grund ist eine Raumluftmessung, die einen erhöhten Wert an Chlornaphtalinen ergeben hat. Der Kindergartenbetrieb wird in der Familienbildungsstätte weitergeführt.
Trafen sich zur »Krisensitzung« im Rathaus (v.l.): Sozialamtsleiter Winfried Marx, Bauamtsleiter Markus Baier, Bürgermeister Burkhard Deppe, Kindergartenleiterin Hiltrud Born, Reimund Mack, Romana Kielmann und Inge Pollmann vom Elternrat, Gemeindeverbands-Geschäftsführer Detlef Müller und Dechant Dr. Arnulf Vagedes.
Bürgermeister Burkhard Deppe und Bauamtsleiter Markus Baier informierten gestern im Rathaus die Vertreter von Kindergarten und Elternrat über die seit zwei Tagen vorliegenden Ergebnisse. Bereits 1991 und 1996 wurden aufgrund muffigen Geruches Raumluftmessungen auf Chlornaphtaline sowie auch andere in Frage kommende Luftschadstoffe durchgeführt. Damals lagen die Prüfungsergebnisse in einem Bereich unterhalb des hier anzusetzenden Prüfwertes. Auch die Feuchtewerte in Wand und Boden ließen keinen Grund zur Beunruhigung aufkommen. Aufgrund anhaltender Geruchsbelästigung wurde die Raumluft jetzt aber erneut gemessen, »und das Ergebnis hat uns alle negativ überrascht«, so Deppe.
»Es gibt einen Zielwert, der bei 20 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt, und einen Wert, der zu sofortigem Eingreifen zwingt, der liegt bei 200 Mikrogramm pro Kubikmeter«, erklärte Baier. Die Messungen in Bad Driburg ergaben einen Wert von 60 Mikrogramm. Laut Gutachten wird empfohlen, die Räume täglich mehrmals mindestens 15 Minuten zu lüften sowie öfter zu putzen. Ein Erfolg dieser vorgeschlagenen Gegenmaßnahmen sei aber nicht absehbar. Vielmehr lasse eine andere Witterung, insbesondere höhere Temperaturen eine Verschlechterung der Raumluftverhältnisse vermuten, sagte Deppe. »Wir haben uns im Interesse der Kinder deshalb entschlossen, möglichst sofort für eine anderweitige Unterbringung des Kindergartens zu sorgen. Damit wollen wir jedes Risiko, das sich ergeben könnte, von vornherein ausschließen und auf ÝNummer sicherÜ gehen. Das sei dank der Mithilfe der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul gelungen. »Ein ganz persönlicher Dank deshalb an Dechant Dr. Arnulf Vagedes und Detlef Müller, Geschäftsführer des Gemeindeverbandes Katholischer Kirchengemeinden im Hochstift«, so Deppe. Innerhalb einer Woche wird die Familienbildungsstätte in der Allestraße das neue Zuhause für die 50 Kinder und ihre Erzieherinnen werden. Vom Elternrat kam die Zusage, sich aktiv an den Umzugsarbeiten zu beteiligen. »Die Entscheidung des Bürgermeisters ist absolut richtig. Wir hoffen jetzt, dass diese Notlösung nicht nur notdürftig ist und werden das Beste daraus machen«, sagte Elternratsvorsitzender Reimund Mack. Kindergartenleiterin Hiltrud Born betonte, dass weder bei Kindern noch bei Erzieherinnen bisher irgendwelche gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufgetreten seien. Ob die Familienbildungsstätte den Kindergarten dauerhaft beherbergen wird, steht in den Sternen: Aufgrund von Umstrukturierungen wird die Familienbildungsstätte ab Juli nur noch Außenstelle von Paderborn sein und langfristig wohl ganz aufgegeben werden. Das erklärte Detlef Müller. Ebenso offen ist, was mit dem Gebäude in der Kapellenstraße wird. Dabei handelt es sich um eine 1973 errichtete Stahlkonstruktion, welche mit Spanplatten ausgefacht ist. Eine Sanierung gestaltet sich laut Bauamt als sehr schwierig, ein Abriss sei wohl wahrscheinlicher, so Markus Baier.

Artikel vom 03.03.2006