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Zeichnungen von Meisterhand

Museum zeigt ab Sonntag Entwürfe des Tischlers Walter Mittelberg

Borgholzhausen (kan). Ist es Kunst oder Handwerk? Die Grenzen sind fließend. Das Museum beendet seine zweimonatige Winterpause und zeigt ab Sonntag, 5. Februar, eine Ausstellung mit Entwürfen des Tischlermeisters Walter Mittelberg aus Pium.

Bei den Zeichnungen handelt es sich um eine Schenkung von Manfred Mittelberg. Er ist der Sohn des 1990 verstorbenen Handwerkmeisters. Dieser hatte die Entwürfe - Ornamente, Möbel und ganze Zimmer - im Rahmen seiner Meisterprüfung angefertigt.
Am Sonntag bei der Eröffnung ist ebenfalls ein Piumer Tischlermeister zugegen. Olaf Grote von der Tischlerei Müllenhof und Grote an der Clever Straße erzählt etwas über die heutige Meisterprüfung. Seitdem Walter Mittelberg sie im Jahre 1927 machte und später bei Miele in Bielefeld rund 40 Jahre als Meister tätig war, hat sich einiges verändert.
Einer Tischlerfamilie entstammte Walter Mittelberg nicht. Er war der Sohn von August Mittelberg, seines Zeichens Heizer in der Segeltuchfabrik Helling. Das Licht der Welt hatte er am 25. Juni 1903 erblickt. Bei Tischler Kehlenbrink am Jammerpatt erlernte er später sein Handwerk. Für seine Gesellenprüfung erntete er am 23. April 1920 ein »Sehr gut«. Kurze Zeit hielt es Walter Mittelberg noch in der Lebkuchenstadt. Im Mai 1921 zog er jedoch in die Fremde und verdiente sich seine Sporen in Bremen und Hamburg.
Der junge Mann war ehrgeizig und besuchte ab Juli 1923 die Tischlerfachschule in Detmold - das Museum ist im Besitz seiner Bewerbung samt Lebenslauf. Dort machte er nicht nur seinen Techniker und Werkmeister. Teil der Ausbildung und Prüfung war auch das Zeichnen.
All das, was er bis zu seinem Abschluss auf Papier gebannt hat - ein Herrenzimmer ist beispielsweise dabei - ist jetzt im Museum zu sehen. »Die 20-er Jahre waren zwar die Zeit des Bauhauses, aber hier auf dem Lande dominierte der Historismus. Der guten alten Zeit wurde nachgespürt, und das wird auch in den Entwürfen von Walter Mittelberg deutlich«, erklärt Carl-Heinz Beune, der Vorsitzende des Heimatvereins.
Das Museum ist übrigens jetzt wieder wie gewohnt jeden Sonntag und Mittwoch von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Artikel vom 02.03.2006