01.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bei Schützen reicht's Geld nicht

Vereine kämpfen mit steigenden Kosten -ĂŠNeue Beitragserhöhungen

Von Frank Bollkämper
Altkreis Halle (WB). Beitragserhöhungen um 30 bis 50 Prozent stehen zur Zeit auf der Tagesordnung vieler Schützenvereine im Kreis Gütersloh. »Wir können unsere täglichen Geschäfte mit den jetzigen Jahresbeiträgen nicht mehr durchführen« - das teilen einige Vereinsvorsitzende ihren Mitgliedern auf Versammlungen mit.

Fast jeder dritte Schützenverein hat in seinem Haushaltsplan durch die ständig steigenden Kosten für die Ausrichtung des traditionellen Schützenfestes ein enormes Defizit. Viele Vereine haben schon die Kostenbremse gezogen. Einsparungen bei den Kapellen und der Zeltgröße sollen die Ausgaben reduzieren.
Auch die Beitragserhöhungen des Deutschen- und des Westfälischen Schützenbundes (WSB), an die mittlerweile jeder Verein rund 8,60 Euro pro Mitglied und Jahr abführen muss (zwei Euro mehr als im vergangenen Jahr) schlagen auf der Sollseite empfindlich zu Buche. Und auch hier ist noch kein Ende der Erhöhung in Sicht, müssen sie doch mit einer weiteren Erhöhung im Oktober diesen Jahres auf dem Westfälischen Schützentag in Gütersloh rechnen.
Der Vorsitzende des Schützenkreises Gütersloh und Stadtsportverbandsvorsitzende in Halle, Reinhard Große-Wächter, sagt: »Es ist wichtig für alle Sportvereine, dass sie die Empfehlung des Landessportbundes von fünf Euro pro Monat, also 60 Euro für ein erwachsenes Mitglied im Jahr, als Beitrag zu fordern, ernst nehmen.« Nicht umsonst empfiehlt der LSB schon seit längerem diese Beitragshöhe.
Bei Beitragserhöhungen von 40 auf 60 Euro pro Jahr, die derzeit in vielen Vereinen auf der Tagesordnung stehen - davon müssen fast 40 Prozent an den Verband abgegeben werden -, ist es kein Wunder, dass sich die Schützinnen und Schützen die Frage stellen: »Warum feiern wir eigentlich noch unser Schützenfest?« Wolfgang Bultmann, 1. Vorsitzender des Kattenstrother Schützenvereins, sagte dem WESTFALEN-BLATT: »Wenn ein Schützenverein nicht die Gelegenheit hat, durch andere Veranstaltungen mit verschiedenen Einnahmequellen die Vereinskasse aufzubessern, hat er es schon sehr schwer. Nur mit dem Schützenfest kann man heute keinen Gewinn mehr machen.«
Große Vereine mit mehr als 500 Mitgliedern können das vielleicht noch auffangen, aber was machen die kleineren mit 150 bis 300 Mitgliedern, die auf jeden Cent angewiesen sind? Stehen sie vor dem Aus?
Wenn ein Verein meint, »...das kriegen wir finanziell noch hin...«, stellen die Sicherheitsauflagen der Kreispolizeibehörde Gütersloh die nächste Hürde dar. So erging es zum Beispiel der Gütersloher Schützengesellschaft und dem Schützenverein zu Rheda, die ihre Lüftungsanlagen für mehr als 60 000 Euro erneuern müssen, um ihren Schießsport weiter in gewohnter Weise betreiben zu können.
Diese Auflage wird bei den alle zwei Jahre stattfindenden Überprüfungen der Schießstände durch die Kreispolizeibehörde noch auf viele Schützenvereine zukommen. Das könnte für kleinere Vereine dann wirklich das Aus bedeuten. Sie könnten dann ihren Schießsport nicht mehr ausüben, geschweige denn ein Schützenfest feiern. Und was ist schon ein Schützenverein ohne den dazugehörigen Schießsport und ohne sein traditionelles Schützenfest?

Artikel vom 01.03.2006