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»Wenn die Schröno Baskets
nicht bereit sind, sind wir es«

MBC-Trainer Ari Tammivaara im Interview

Wenn die Paderborner Konkurrenz in der zweiten Liga noch auf einen Ausrutscher des in der Meisterschaft seit 41 Spielen ungeschlagenen Spitzenreiters hofft, dann hat diese Hoffnung einen Namen: Mitteldeutscher BC Weißenfels. Der MBC liegt »lediglich« sechs Punkte hinter den Schrönos und ist definitiv die einzige Mannschaft, die den Tabellenführer noch auf dem Weg in Liga eins abfangen kann. Vor dem samstäglichen Spitzenspiel (19.30 Uhr, Sportzentrum Maspernplatz) sprach WV-Redakteur Elmar Neumann mit MBC-Trainer Ari Tammivaara (39) über die Ambitionen der Gäste.
Herr Tammivaara, rechnet sich der Mitteldeutsche BC vor dem Rückspiel in Paderborn bei sechs Punkten Rückstand noch Chancen auf den Titel aus?Ari Tammivaara: Nein. Zum einen war der erste Platz nie unser Ziel, zum anderen spielt Paderborn in dieser Saison bislang so hervorragend, dass der erste Platz nur dieser Mannschaft gehören darf. Die Schröno Baskets wären der verdiente Meister. Unser Ziel ist und bleibt ein Platz im oberen Tabellendrittel. Wir spielen als Aufsteiger nach unserem Neuanfang in der dritten Liga eine gute Rolle und sind mit dem bisher Erreichten ausgesprochen zufrieden. Mittelfristig wollen wir natürlich zurück in die erste Bundesliga, aber noch sind wir nicht reif dafür. Da sind uns die Paderborner dank ihrer kontinuierlichen Arbeit in den vergangenen Jahren einige Schritte voraus.
Mit dem unerwartet deutlichen 68:92 im Hinspiel kassierte der Mitteldeutsche BC die erste von bislang drei Saisonniederlagen. Was hat Ihr Team damals grundlegend falsch gemacht?Ari Tammivaara: Für uns war es eine große Überraschung, nach sieben Spielen ungeschlagen mit Paderborn zusammen an der Spitze zu stehen. Dieser Start hat vielleicht eine Erwartungshaltung mit sich gebracht, mit der die Mannschaft nicht ganz klar gekommen ist. Wir hatten gedacht, mit einer konzentrierten Leistung hätten wir zumindest in eigener Halle eine Chance gegen Paderborn, aber dieser Gegner war einfach zu gut für uns.
Was ist es, das diesen Gegner für die Konkurrenz zu gut macht?Ari Tammivaara: Paderborn ist extrem ausgeglichen besetzt, hat die richtigen Spieler auf den richtigen Positionen. Die Schröno Baskets haben viel Zeit investiert, um Stück für Stück eine solch homogene Einheit zu formen und in dieser Saison scheint das Puzzle perfekt. Es sind viele Kleinigkeiten, die verdeutlichen, wie konzentriert Trainer, Spieler und Verantwortliche arbeiten - zum Beispiel die Tatsache, dass die Mannschaft zum Spiel gegen uns schon einen Tag vorher angereist ist. Das zeugt von hoher Professionalität. Paderborn ist reif für den Aufstieg und verfügt zudem bereits über einige Spieler mit Erstligaformat. Allen voran ein Aufbauspieler wie Tim Black.

Beim MBC hat es zu Beginn des Jahres eine personelle Veränderung gegeben. Nach dem Achillessehnenriss von US-Boy Will Brand wurde Gregory Burks zurück geholt. Haben Sie mit Ihm gegen Paderborn bessere Chancen?Ari Tammivaara: Das kann ich nicht sagen. Klar ist nur, dass wir etwas anders spielen als in der Hinrunde, weil Gregory 20 Zentimeter kleiner und ein anderer Spielertyp als Will ist. Wir sind kleiner und damit ist unser Spiel schneller geworden. Seit der Niederlage in Mönchengladbach hat die Mannschaft einen sehr guten Rhythmus gefunden. Die letzten fünf Spiele waren gut. Wenn die Schröno Baskets am Samstag nicht bereit sind, sind wir es. Wenn wir die Partie bis Mitte des letzten Viertels ausgeglichen gestalten könnten, wäre ich zufrieden. Was dann in der Endphase möglich ist, wird sich zeigen. An den direkten Vergleich verschwenden wir nach der deutlichen Niederlage im Hinspiel nicht den kleinsten Gedanken.
Die Zweitliga-Meister 2006 steigen direkt in die erste Liga auf. Für die Zeit danach hat die BBL wieder die Relegation eingeführt. Eine Entscheidung, die auch bei Ihnen auf großes Unverständnis getroffen ist?Ari Tammivaara: Ja, auch für mich ist das nicht nachvollziehbar. Vor allem dann nicht, wenn an der aktuellen Ausländerreglung festgehalten wird. Da hat man als Zweitligist mit nur zwei Amerikanern gegen Erstligisten mit sechs, sieben US-Boys kaum eine Chance. In der aktuellen Form ist diese Regelung schlicht unfair.

Artikel vom 03.03.2006