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Fan-Frust: »Gut,
dass wir 29
Punkte haben«

FCG-Schlüsselspiel gegen Dortmund

Gütersloh (dh). »Gut, dass wir schon 29 Punkte haben«, frotzelte ein enttäuschter Anhänger des FC Gütersloh 2000 nach der zweiten Schlappe des Jahres 2006, der in der Schlussphase sogar Arminia II anfeuerte: »Haut uns noch einen rein, ich habe eh 1:3 getippt!« Provokant könnte man dieser Aussage anschließen: Es fehlen aber immer noch elf Zähler zum Klassenerhalt.

Nun wird der nach wie vor auf Rang fünf der Oberliga-Tabelle geführte FCG ganz sicherlich nicht mehr in Abstiegsnot geraten, doch die Frage ist legitim, was den Beobachter in den verbleibenden 15 Partien bis zum Saisonende noch erwarten wird. Jedenfalls drängt sich der Eindruck auf, in den Köpfen beschäftige sich jeder schon mit der kommenden Spielzeit und laufe jetzt nur noch locker aus. Kein Biss, kein Spielwitz, kein Bock mehr auf 100 Prozent Leistung. Die mitgereisten FCG-Fans, fast schon eingefroren beim quälenden Kick in Bielefeld-Brackwede, brachten nach dem Schock des späten 1:2 lediglich noch ein »Und schon wieder ohne Punkte FCG« hervor - und verschwanden ganz schnell in Richtung Ausgang.
Was gibt es nun zu tun? Da sich Präsident Norbert Wöstmann erneut demonstrativ hinter Dr. Jörg Weber stellt (»Es liegt nicht am Trainer«) und »der Doktor« zudem bereits tief in die Planungen für die neue Spielzeit involviert ist, wird es einen Trainerwechsel am Heidewald nicht geben. Demnach ist Weber nun gefordert, seinem Team neues Leben einzuhauchen. Gelingt dies nicht, könnte Wöstmann schnell die Lust an seinem neuen Hobby verlieren. Es darf nicht vergessen werden, dass der Verein am Tropf des Möbel-Unternehmers hängt, der bis zum Saisonende (und wohl auch darüber hinaus) der mit Abstand größte Geldgeber beim FCG ist. Anhaltender Misserfolg könnte schnell dazu führen, dass Wöstmann vielleicht doch noch die zweite mögliche Alternative wählt - und den ganzen Laden abschließt, sprich Insolvenz anmeldet.
Das will hoffentlich keiner der im Fußballbetrieb FCG angestellten Mitarbeiter. Jeder einzelne sollte schnellstmöglich wieder zu der Verfassung finden, die den FCG am Ende des Jahres 2005 zu einem ernsthaften Anwärter auf den dritten Tabellenplatz gemacht hat. Die im Vorfeld der Partie bei Arminia II gestellte Forderung Fritz Grösches, nun seien die Routiniers gefordert, konnte in Bielefeld nicht erfüllt werden.
Gerade die Antwerpens, Flocks und Nadjs müssen mit gutem Beispiel, also kämpferischem Einsatz bis an die Leistungsgrenze, vorangehen. Und welcher Gegner wäre dafür besser geeignet, als Borussia Dortmund II. Die kommende Heimaufgabe gegen den kriselnden Tabellenzweiten (erst ein Punkt aus zwei Partien, zudem das peinliche Westfalenpokal-Aus gegen Delbrück am Wochenende) könnte ein echtes Schlüsselspiel werden. Und nachdem der FCG bereits zweimal ostwestfälische Schützenhilfe im Abstiegskampf geleistet hat, würde sich mit Sicherheit auch der SC Verl freuen, wenn sich die Nachbarschaftshilfe diesmal auf den Aufstiegskampf beziehen würde.

Artikel vom 28.02.2006