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Müllermeister Tegethoff
ist neuer Titgenbürger

St. Petri-Hospital war das große Büttenreden-Thema

Von Ulrich Schlottmann
Warburg (WB). Müllermeister sind offensichtlich richtige Karrieretypen: Der eine (Michael Glos) wird Wirtschaftsminister, der andere (Wilhelm-Dieter Tegethoff) Träger des Titgenburger Schildes. Und so konnte bei der Verleihung dieser höchsten Warburger Auszeichnung gestern im Rahmen des Meisterfrühstücks sogar eine Hymne angestimmt werden: Bei dem Lied »Das Wandern ist des Müllers Lust« sangen die Meister und Gesellen im vollbesetzten Saal des Papenheimer Hofes aus voller Kehle mit.

»Olé, Olé, Fiesta - Fiesta hier im Saal, ist genauso schön wie in Köln und Wuppertal« singen die Papenheimer Hof-Sänger alljährlich beim Rosenmontagsfrühstück des Meister- und Gewerbevereins. Und eine solche Fiesta erlebten die Besucher dieser Traditionsveranstaltung - sie fand zum 112. Mal statt - auch in diesem Jahr.
Ein glänzend aufgelegter Zeremonienmeister Franz Freitag, Büttenreden mit Witz und Lokalkolorit sowie Timo Schuster und Kai Ashauer mit Stimmungs- und und Schunkelliedern waren wieder Garanten der guten Laune. Und sie werden es bleiben, denn der Terminplan für die Meisterfrühstücke bis 2017 wurde bereits verteilt. »Wir setzen fort die Tradition der Diemelstadt - dat is doch wat«, versprach Jo Wolf, inzwischen auch schon 25 Jahre Vorsitzender des Meister- und Gewerbevereins.
Mit sprühendem Witz führte Franz Freitag durch das Programm, das er selbst mit einer thematisch allumfassenden Büttenrede eröffnete. Von Angie, die den Schröder in die Wüste schickt und nebenbei noch den Stoiber abserviert, über den neuen Papst, der möglicherweise Jo Wolf selig sprechen wird, bis hin zur Fußball-WM, an deren Ende Deutschland als Weltmeister steht (»Darauf ein Warburg Helau!«) reichte sein Spektrum. Dazwischen präsentierte er immer wieder Gags wie die Jogginghose für Jo Wolf in der Größe SE, sprich small elephant.
Köstlich auch der süffisante Vortrag von Förster Winni Volmert über das letztlich unerfüllte Liebesleben des Keilers Horst, der zwar brennend heiß für Vanessa, die lieblichste aller Sauen, entflammt ist, doch vor der letzten Schweinerei doch lieber das Ringelschwänzchen einzieht.
Als Postbote, der es mit dem Briefgeheimnis nicht so ernst nimmt, verriet Bernd Overbeck Interna. So erfuhr die Öffentlichkeit, dass Winni Volmert nicht zufällig mit einer LVM-Delegation zur Papstwahl in Rom war, »sondern um den Heiligen Vater gegen Windpocken und Mumps zu versichern«. Dass Las Vegas der Stadt Warburg wegen der schönen Leuchttürme von Aral, Obi und Herkules eine Städtepartnerschaft angeboten hat, entnahm der indiskrete Postbote einem Brief an die Stadtverwaltung. Natürlich kam auch Bernd Overbeck an der Krankenhausproblematik nicht vorbei: »St. Petri-Hospital in Nöten, statt Bakterien zu töten, geht der Geschäftsführer flöten.« Sein Tipp für einen neuen Notlagentarifvertrag: »Nach vier Stunden Arbeit die Uhr wieder zurückdrehen und den Mitarbeitern erzählen, sie hätten einen Halbtagsjob.«
Als St. Petri-Jünger wusste auch Fritz Becker allerlei pikante Details aus dem Hospital zu berichten. Den Politikern las er natürlich kräftig die Leviten, kannte aber ebenso allerlei hochinteressante Krankengeschichten aus dem Hospital, »wo sie alle geholfen werden«.
»Wer kennt' sich da noch aus, in diesem St. Petri-Krankenhaus?« fragten auch die Papenheimer Hof-Sänger, die natürlich die Antwort kannten: »Da musst Du durch, ob Du willst oder nicht!«, lautete der Refrain. Auch ihr Lied »Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde, der wird auch so bekloppt«, war voll aus dem Leben gegriffen. Aber trotz dieser Erkenntnis rieten die munteren Sänger »Lasst uns den Tag genießen«.
Und das taten die Meister und Gesellen - bei reichlich Bier, bei Mett - roh oder gebraten - bei tollen Büttenreden dem »Käthchen« von August Pielsticker zum guten Schluss und in einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht: von wegen genauso schön wie in Köln und Wuppertal - viel schöner!

Artikel vom 28.02.2006