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22:22 - aber GWD hadert
mit den Unparteiischen

Minden bestimmt die erste Hälfte in Wetzlar klar

Von Volker Krusche
Wetzlar (WB). Begeisterung sieht anders aus. Nach dem Schlusspfiff der in der Endphase durchaus eine tragende Rolle spielenden Unparteiischen Uwe Prang und Uwe Reichl herrschte mehr Betroffenheit als Zufriedenheit im Lager von Handball-Bundesligist GWD Minden. 22:22 (10:14) hieß es nach 60 Minuten. Angesichts klarer Führungen wohl eher ein Punktverlust als ein Punktgewinn.

Richard Ratka hatte schon vor dem Spiel ein ungutes Gefühl. Eigentlich hält sich der GWD-Coach mit Aussagen zu den Schiedsrichtern immer merklich zurück. Diesmal aber beschäftigte ihn eine böse Vorahnung. »Die Herren Prang und Reichl gelten in der Bundesliga als Heimschiedsrichter. Hoffentlich bekommen wir das nicht zu spüren.«
Seine Hoffnung war vergebens, seine Befürchtungen berechtigt. Gerade in der Phase, in der die Mindener Youngster ein Unparteiischen-Gespann benötigt hätten, das Ruhe auf dem Feld ausstrahlt und die Übersicht behält, ließen sich die beiden Rheinländer vom immer lautstarker werdenden Wetzlarer Anhang beeindrucken und produzierten aus Sicht der Gäste manch überraschenden und nicht nachvollziehbaren Pfiff. Entscheidungen, die den Hausherren die Aufholjagd erleichterten und die zuvor erneut stark aufspielenden Mindener einbremsten. GWD-Pressesprecher Jürgen Schäpsmeier brachte es nach der Partie dann auf den Punkt: »Die wollten einfach nicht, dass wir als Sieger vom Feld gehen!«
Natürlich waren es besagte Entscheidungen, die durchaus Einfluss auf den Ausgang der Partie nahmen. Es war aber auch die sich bereits im Flensburg-Spiel andeutende Schwäche der rechten Mindener Angriffsseite, insbesondere der beiden Rückraumspieler Jan-Fiete Buschmann und Ivan Vukas. Beide konnten keinerlei Akzente setzen. Auch Richard Ratka sah hier einen Hauptgrund dafür, dass die Partie wieder eng wurde. »Buschmann hatte nicht seinen besten Tag und Ivan Vukas litt zwei Tage lang unter starker Migräne. Dadurch verloren wir schnell die spielerische Linie aus Hälfte eins und es wurde ein Kampfspiel.«
Dabei war es in Halbzeit eins so gut für GWD Minden gelaufen. Von Beginn an stand die Deckung ordentlich, entschärfte hinter ihr ein einmal mehr stark aufspielender Malik Besirevic gleich reihenweise beste Chancen der Wetzlarer Angreifer. Erst nach elf Minuten gelang den Hausherren der erste Treffer. GWD hatte bis dahin bereits fünf erzielt. Und es lief erfolgreich für die Weserstädter weiter. Aus dem 3:6 machten sie ein 4:9 und 7:13. Die »Grün-Weißen« gaben klar den Ton an, bestimmten das Richtung weisende Kellerduell - und profitierten auch von einer roten Karte gegen HSG-Kreisläufer Robert Sighvatsson, der Arne Niemeyer hart im Gesicht getroffen hatte. Einzig Nebosja Golic hatte es die Markovic-Sieben zu verdanken, dass der Rückstand bis zur Pause fast halbiert werden konnte.
Nach der Pause verlor GWD dann mehr und mehr seinen Faden, sein Konzept. Bis zum 13:17 hielt die Führung. Doch technische Fehler erlaubten Wetzlar wenig später den 17:17-Ausgleich. Und als die »Grün-Weißen« dann so manchen Pfiff gegen sich verspürten und auf andere vergeblich warteten, konnten sie sich nicht mehr absetzen. Beim 20:19 ging Wetzlar erstmals in Führung, doch GWD konterte zum 20:21 und 21:22. Die letzte Chance nach dem Ausgleich gehörte noch einmal den Mindenern, doch Arne Niemeyer (10) scheiterte mit seinem Wurf im Block der Hausherren.
Das GWD-Telegramm
HSG Wetzlar: Geerken, Matosevic; Golic 8/3, Kaufmann 7, Clößner 2, Lex 2, Alvanos 1, Chalepo 1 Karipidis 1, Sighvatsson, Klimpke, Werum
GWD Minden: Besirevic, Buhrmester n.e.; Backovic, Niemeyer 10/1, Kraft (n.e.), Vukas, Kouzelev 1, Just 5, Buschmann 2, Gudjonsson, Schäpsmeier 2, Simon 2,
Schiedsrichter: Uwe Prang und Uwe Reichl (Bergheim / Köln)
Zuschauer: 4200
Torfolge: 0:5 (9.), 1:5 (10.), 1:6, 3:6 (16.), 3:7, 4:7, 4:9 (20.), 5:9, 5_10, 6:10 (23.), 6:12 (25.), 7:12 (26.), 7:13, 9:13, 9:14 (28.), 10:14 - 10:15, 12:15, 12:16, 13.16, 13:17 (38.), 17:17 (46.), 17:18, 18:18, 18:19, 20:19 (53.), 20:21, 21:21, 21:22, 22:22 (58.)
Siebenmeter: 2/3 : 1/4 (Karipidis scheitert an Besirevic - Just und Gudjonsson scheitern an Matoseivc, Niemeyer an Geerken)
Strafminuten: 12 : 8 (Kaufmann 2x, Clößner 2x, Alvanos, Werum - Backovic, Kouzelev, Buschmann)
Disqualifikation: Sighvatsson (Wetzlar/26./Foulspiel)

Artikel vom 27.02.2006