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Starkes torlose Zeit vorbei

Die Serie des Torwarts ist gerissen, die des SC Paderborn 07 nicht

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Einen Blick für die Statistik hat jeder Torhüter, auch wenn Paderborns Tom Starke betont: »Wichtig sind am Ende nur die Punkte, mit persönlichen Serien gewinnst du im Fußball nichts.«

Am Freitag, beim 1:1 in Fürth, gingen für den neuen Torhüter des Zweitligisten SC Paderborn 07 gleich zwei zu Ende: Zum ersten Mal wurde Starke von einem Gegenspieler bezwungen, gleichzeitig war der Ausgleich der erste Gegentreffer nach 436 torlosen Minuten.
Tom Starke und der SC Paderborn - die Verpflichtung des Leverkuseners war in der Winterpause eine Überraschung, dass der 24-Jährige sofort Lukas Kruse aus dem Tor verdrängte, auch. Außer für den Keeper selbst: »Ich bin geholt worden, um der Mannschaft weiter zu helfen. Das kann ich nur im Tor, nicht auf der Bank.«
Das klingt selbstbewusst, doch wer den Riesen näher kennt, weiß, so leicht fiel ihm die Eingewöhnung bei dem Aufsteiger nicht. »Ich musste mit Lukas Kruse ein Paderborner Eigengewächs verdrängen, deshalb waren für mich die beiden ersten Spiele mental am schwersten«, gibt der zweifache Familienvater zu. Beide endeten »nur« mit einem Unentschieden, in beiden machte Tom Starke aber eine gute Figur. Beim 1:1 gegen die SpVgg. Unterhaching wurde er nur vom Teamkollegen Markus Bollmann bezwungen, mit der Nullnummer in Saarbrücken begann die kleine Serie ohne Gegentor, die erst Ales Kokut (74.) am Freitagabend beendete. Den verdeckten Schuss sah Starke erst spät und er war allein deshalb unhaltbar. Dennoch war das Verfolgerduell im Playmobil-Stadion die erste ganz große Bewährungsprobe. »Sportlich war das für mich die bislang schwerste Aufgabe«, sagt Starke selbst, der nur eine Minute nach dem Ausgleich mit einer Glanztat den Punkt rettete. Daniel Felgenhauer war es, der urplötzlich allein vor Starke aufgetaucht war und sofort abzog. Dank Starkes Fußabwehr blieb's bei dem einen Gegentreffer und dem 1:1, das gleichzeitig Punktgewinn Nummer 36 war.
Vier fehlen noch zum Klassenziel, die ganze Diskussion um einen möglichen Aufstieg kann Tom Starke nicht nachvollziehen. »Wir haben uns so eine komfortable Situation erarbeitet, die uns jetzt keinen Druck machen sollte«, meint der Sachse und fügt hinzu: »Wir haben die geringste Erfahrung, können aber ganz locker aufspielen. Das sollten wir tun und die nächsten Wochen genießen.«
Die 90 Minuten von Fürth waren dagegen alles andere als ein »Genuss«. »Wir haben so ziemlich alles falsch gemacht, Gott sei Dank ist nicht noch mehr angebrannt«, blickt Starke zurück. Taktisch (»Wir haben das Spiel schnell gemacht, statt zu verzögern«) und spielerisch (»Viel zu viele leichte Ballverluste«) sah der Schlussmann die schlechtesten 90 Minuten der Rückrunde und zog deshalb dieses Fazit: »Wer so schwach spielt, muss sich um so mehr über den einen Punkt freuen.«
Das gilt nicht für kommenden Sonntag. Dann kommt mit Dynamo Dresden Starkes Heimatverein. Der ist abstiegsbedroht, doch ein Projekt »Aufbau Ost« wird es nicht geben. »Wir müssen unsere Heimspiele gewinnen«, sagt Starke und verweist auf die Tabelle: »Bei aller Euphorie dürfen wir eins nicht vergessen: Noch haben wir die 40 Punkte-Marke nicht geknackt.« Außerdem hat der SCP noch eine Serie zu verteidigen, die die gesamte Mannschaft betrifft: Sieben Spiele in Folge ungeschlagen, das ist ein Liga-Rekord, der ruhig noch verbessert werden darf.

Artikel vom 28.02.2006