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Millionen winken: Rat
vor schwerer Wahl

Bis 30. Juni steht Entscheidung über E.on-Anteil an

Hiddenhausen (gb). Eine ganz wichtige Entscheidung müssen Hiddenhausens Kommunalpolitiker bis Ende Juni treffen: Sollen sie den Anteil der Gemeinde am Stromversorger E.on-Weser-Westfalen halten oder verkaufen?

0,58 Prozent besitzt die Gemeinde an dem E.on-Tochterunternehmen. Der Anteil hat einen Wert von etwa 3,5 Millionen Euro. 290 000 Euro Dividende erhält die Gemeinde. Damit wurden die Verluste aus dem Betrieb des Schullandheimes »Kajüte« und dem Haus des Bürgers ausgeglichen. Doch die »Kajüte« ist an die AWO verkauft worden.
In Hiddenhausen schaut man bei der Entscheidung vornehmlich nach Herford. Denn die Werrestadt ist mit 10,6 Prozent der größte kommunale Anteilseigner von E.on, gefolgt von Paderborn (9,4 Prozent) sowie den Kreisen Paderborn (1,95 Prozent) und Herford (1,93 Prozent). Kleinstanteile halten im Kreis auch noch andere Kommunen wie Spenge.
Bis zum 30. Juni 2006 müssen die kommunalen Anteilseigner entscheiden, ob sie zum letztmöglichen Termin 30. Juni 2007 ihre Anteile von isngesamt 37 Prozent veräußern wollen. Bis dahin hat sich E.on vertraglich verpflichtet, je Anteilspunkt 5,6 Millionen Euro zu zahlen.
Für die Herforder steht ungleichmäßig mehr auf dem Spiel als für die Hiddenhauser. Die Herforder erhielten bis 2005 eine Garantiedividende von insgesamt 20 Millionen Euro und finanzierten damit die Verluste aus dem Betrieb der Bäder und der Eisbahn, von MARTa und anderen Verlustbringern. Diese Garantiedividende von zuletzt 700 000 Euro je Anteilspunkt wird definitiv sinken. Es kann nur darüber spekuliert werden, was die E.on-Tochter in Zukunft zahlen wird. Für 2006 und Folgejahre wurde in der Vergangenheit mit 5,8 Millionen Euro pro Jahr kalkuliert.
Da die kommunalen Anteilseigner über keine Sperrminorität verfügen, haben sie auf das Geschäft der Tochter und des Mutterkonzerns kaum Einfluss. E.on könnte die Tochter mit zusätzlichen Schulden belasten oder über die Verrechnungspreise die Kosten im Tochterunternehmen steigen lassen. Beides würde sich auf Ertrag und Dividende negativ auswirken.
In Herford könnte man versucht sein, die Anteile trotzdem zu halten, weil die Stadt auch Standortgemeinde der E.on-Tochter mit mehreren hundert Beschäftigten ist. Das ist für den Gewerbesteuerertrag von Bedeutung.
Würde die Stadt verkaufen und einen Erlös von etwa 60 Millionen Euro erzielen, wäre sie gut beraten, das Geld wieder anzulegen. Im Gespräch waren das städtische Stromnetz - der Gedanke wurde wieder verworfen, weil niemand weiß, welchen Wert das Netz nach Auslaufen des Konzessionsvertrages 2017 noch hat.
Attraktiv wäre ein Rückkauf der E.on-Anteile an den Stadtwerken von 25,1 Prozent im Wert von 12,5 Millionen Euro. Doch soll E.on schon abgewunken haben. Bliebe noch der Einkauf in andere Stadtwerke. Das wäre wiederum für Hiddenhausen, dessen GWH mit den Herforder Stadtwerken verschmolzen wurde, durchaus von Interesse.

Artikel vom 25.02.2006