25.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Protest gegen
Stellenkürzung
im Bezirksamt

Demonstration von Geschlossenheit

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Die Bezirksvertretung soll »einen der Stimmungslage entsprechenden Beschluss fassen und die Verwaltungsvorlage, die eine Beschneidung der Aufgaben des Brackweder Bezirksamtes vorsieht, klar ablehnen.« Dieses eindeutige Votum nahmen Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz und sein Stellvertreter Dr. Bernd Brunemeier aus der Unterstützungsveranstaltung im Bezirksamt mit.

Mehr als 150 Vertreter von Vereinen und Verbänden sowie zahlreiche Privatpersonen besuchten die Veranstaltung, verliehen ihrem Protest mit einer spontanen Unterschriftenaktion Ausdruck. Siegfried Kienitz machte ausdrücklich deutlich, dass es nicht um die Bürgerberatung - »hier wird es sogar noch eine Angebotsverbesserung geben« - gehe, sondern allein um Aufgaben im Bezirksamt. Wie mehrfach ausführlich berichtet, will die Stadtverwaltung die Vergabe von Sportstätten und die Anmeldung zur Volkshochschule in Bielefeld zentralisieren.
Bei aller Notwendigkeit zum Sparen in der Gesamtstadt gab es für die beabsichtigen Stellenstreichungen hinter dem Komma »null Verständnis«. »Man kann nicht alle Bezirksämter über einen Kamm scheren, man muss sehen, wie Brackwede mit seinen Ortsteilen Ummeln, Quelle und Holtkamp gewachsen ist. Wir haben hier andere Strukturen,« sagte Kienitz. Das auf ohnehin nur noch elf Mitarbeiter geschrumpfte Bezirksamt stehe den Bürgern oft genug auch außerhalb der Dienstzeiten zur Verfügung, ohne das dafür Überstunden notiert würden.
»Hier funktioniert vieles einfach, weil die ortsnahe Verwaltung die Gegebenheiten und die Menschen genau kennt.« Der Bezirksvorsteher erinnerte an das VHS-Programm, das vor allem mit Hilfe von Sponsoren zustande komme. »Auch viele Privatleute stellen Räumlichkeiten zur Verfügung.« Es gehe nicht nur um die, wie behauptet, telefonische Anmeldung. Bei der Verwaltungsvorlage sei nicht einmal geprüft worden, ob die Bezirksämter diese Aufgabe nicht doch kostengünstiger erledigen könnten. »Bielefeld kriegt das einfach nicht hin,« erklärte Siegfried Kienitz.
Und auch bei der Sportstättenvergabe komme es auf Ortskenntnis und Wissen um die Besonderheiten einer Halle an. »Dabei geht es nicht nur um Sportvereine, auch viele Andere nutzen die Hallen. Und unsere Vereine wollen nicht nach Schildesche oder in sonstige Stadtbezirke.« »Wir können und dürfen die Ehrenamtlichen nicht vor den Kopf stoßen und sie überfordern.« Um die Meinung der Betroffenen einzuholen, hätten er und sein Stellvertreter Dr. Bernd Brunemneier zu dieser Veranstaltung eingeladen. Dabei sei ihm sogar »Schaden angedroht« worden, wenn er die Versammlung stattfinden lasse. Unter Beifall des Publikums rief der Bezirksvorsteher aus: »Ich lasse mir doch keinen Maulkorb umbinden, mein Herz schlägt für Brackwede!«
Dr. Bernd Brunemeier unterstrich, »dass es hier nicht um eine Kleinigkeit, sondern um unsere Heimat Brackwede und die Reste von Selbstständigkeit geht.« Und die Notwendigkeit des Sparens in Bielefeld sei nicht in Frage gestellt. Für die Brackweder gehe es darum, »wo und was wird über Brackwede entschieden.« Was die Verwaltung in Brackwede unter schwierigsten Bedingungen der Mängelverwaltung leiste, verdiene Anerkennung. »Sparen kann man an ganz anderen Stellen in der Zentralverwaltung,« erinnerte Brunemeier an die seiner Meinung nach üppige Besetzung in den Dezernaten »mit gut bezahlten Geschäftsbereichs-, Hauptabteilungs- und Abteilungsleitern.«
Der Oberbürgermeister solle sich nicht auf seine Macht berufen und die Vorlage so ohne weiteres durchsetzen. »Hören Sie auf die, die ehrenamtlich tätig sind und aus der Mitte der Bevölkerung kommen, appellierte er an den Verwaltungschef.« Und: »Was hier heute versammelt ist, ist ein starkes Stück Brackwede!« Alle Fraktionen im Stadtrat mahnte Brunemeier, »das Engagement, das wir hier haben, nicht mutwillig zu zerstören.«
Und die Zuhörer versprachen Siegfried Kienitz und Dr. Bernd Brunemeier »volle Rückendeckung«. »Wenn alles nichts hilft, werden wir dem OB die rote Karte zeigen und demonstrieren, wir verkörpern tausende Vereinsmitglieder,« riefen enrüstete Versammlungsteilnehmer zum Protest auf und dokumentierten ihre Unterstützung für die Erhaltung der Aufgaben in Brackwede spontan auf einer Unterschriftenliste.

Artikel vom 25.02.2006