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Lieder über Liebe,
Leben und Leid

Portugiesische Klänge im Theater

Von Helga Ruß
Herford (HK). Die Reihe »Klangkosmos Weltmusik«, gefördert vom Kultusministerium NRW, hat zum Ziel, die kulturelle Vielfalt in der Welt, unbekannte Gesangsstile, neue Klänge und ungewöhnliche Instrumente den Menschen in unserem Land näher zu bringen. Auch Herford bietet Aufführungen aus dieser Kultur-Serie an. Nachdem im vergangenen Jahr bereits Musik aus Südafrika, der Ukraine und Indien zu hören war, erklang am Mittwoch traditionelle portugiesische Fado-Musik im Foyer des Stadttheaters.

Fado - das ist die Wehmutsmelodie, die von Sehnsucht und Schicksal, Liebe und Leid im Leben erzählt, entstanden in den Armenvierteln Lissabons und später durch Studenten salonfähig gemacht. Zuweilen weltentrückt und mit ekstatischem Ausdruck geben sich die »fadistas« dem Genuss hin, traurig zu sein. Arabische und russische Elemente und viele Molltöne drücken die wehmütige Melancholie aus.
Das vierköpfige Ensemble »Maria Carvalho und Trio Fado« gab in Herford mit eindrucksvollem Gesang und Instrumentalmusik einen Einblick in die »Saudade«, die spezifisch portugiesische Form des Weltschmerzes, der Gefühle. Im Fado kommt die Seele zum Sprechen. »Wenn es mir schlecht geht, singe ich Fado, und wenn es mir gut geht, singe ich Fado«, heißt es.Die Besucher genossen die Musik, gefühlvoll präsentiert von der Fado-Sängerin Maria Carvalho mit ihrer weichen, modulationsfähigen Stimme, dem Fado-Sänger und Gitarristen Antonio de Brito mit gefühlsstarkem Ausdruck und rauem Timbre, dem diplomierten, versierten Cellisten Benjamin Walbrodt und Daniel Pircher. Der spielte hingebungsvoll die 12-saitige portugiesische Gitarre und brillierte zudem mit einer Kostprobe des Obertongesangs, jener traditionellen mongolischen Gesangsform, bei der man mit der Zunge die Töne so moduliert, dass sie sich wie Pfeifentöne anhören. Über zwei Jahre hatte Pircher trainiert, bis er auf diese Art die ersten Melodien hervorbringen konnte. Die Konzertbesucher staunten nicht schlecht. Sie waren, zur Freude der Künstler ein aufgeschlossenes Publikum, das gerne auch mitsang, als Sänger de Brito sie aufforderte zum »Canto fado« - ich singe Fado. Der Fado, so erzählte Sängerin Carvalho, wird auch in Deutschland immer beliebter. Davon konnte man sich am Mittwochabend überzeugen. Über 100 Besucher fanden sich zum Konzert im Theater-Foyer ein; die Stuhlreihen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Als Dank für einen ausdrucksstarken Musikabend gab es reichlich Applaus und Bravo-Rufe.

Artikel vom 25.02.2006