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Fliegende Fäuste in der Schule

Bad Lippspringer Hauptschüler können jetzt das Boxen erlernen

Bad Lippspringe (WV/bel). Der Schulrat hat's ausdrücklich befürwortet, die Boxabteilung des TV Jahn in Bad Lippspringe gerne aufgegriffen und die Eltern der Jungen haben es dankbar angenommen: An der Hauptschule in Bad Lippspringe und der Niesenteich-Schule in Paderborn fliegen nachmittags die Fäuste.

Nach dem Mittagessen neben Aufgabenbetreuung und anderen Nachmittagsbeschäftigungen gibt es seit Jahresbeginn »Boxen« im Unterricht als sportliche Aktivität. Ein cleverer Weg zur vielgestaltigen Ganztagsschule. Für die Schüler zumeist aus Familien mit Immigranten-Hintergrund ist der Kampfsport nicht nur irgendein Zeitvertreib, er bietet die Chance zur Integration durch Sport, aber vor allem ist er eine Lehre fürs Leben.
Sie rackern sich ab in der Dreifach-Turnhalle beim Schattenboxen in respektvoller, ungefährlicher Distanz, versuchen mit ihren Fäusten gerade Schläge, Haken und Uppercuts (Aufwärtshaken) zu kombinieren, die entsprechenden Bewegungen des Partners abzuwehren. Die zehn Jungen versuchen, einzelne Aktionen in eine harmonische Körperbewegung einfließen zu lassen. Das schult die Motorik. Wem's nicht so elegant gelingt, den korrigiert der geduldige Trainer, immer mit einem anspornenden Lob.
Hier soll jeder Spaß haben, unverkrampft seine Bewegungen koordinieren lernen, sich auf Arm- und Beinarbeit sowie auf den Gegner konzentrieren, spielerisch sich selbst erleben und dennoch begreifen, dass Sport starken Willen und eiserne Disziplin verlangt. Boxhandschuhe und weiteres Equipment stellt der TV Jahn, dessen Vorsitzender Ludger Stelte wacht beinahe väterlich über allem.
Nach einer Stunde sind alle Jungen, die an dieser »Arbeitsgemeinschaft Schulboxen« teilnehmen, völlig ausgepowert. Selbst der professionelle Trainer wie Slawa Gertner aus Schloß Neuhaus weiß, was er getan hat. Von seinen Erfahrungen als ausgezeichneter Kämpfer und Vizemeister der Westdeutschen Meisterschaften profitieren die Schüler, ihn verehren sie sogar, er ist für sie eine wahre Autorität. Nicht, weil er so stark, sondern weil er Vorbild, weil er diszipliniert ist. So erfahren die Neun- bis Zwölfjährigen, dass Motorik und Kopfarbeit ebenso zusammengehören wie Muskelkraft und Respekt.
Auch Hauptschulleiter Jörg Nickel begrüßt das Projekt: Eine gute Chance »Fairness« zu erlernen, so der Pädagoge, der die Idee von Ludger Stelte im vergangenen Herbst gerne aufgegriffen hat. Drei Trainer der TV Jahn Boxabteilung stehen zur Verfügung damit in der Halle nach allen Regeln einmal pro Woche die »Fäuste fliegen«. Auch für den TV Jahn eine gute Gelegenheit, den sportlichen Nachwuchs früh zu sichten und Talente zu entdecken.

Artikel vom 01.03.2006