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»Ich kenne hier fast jedes Haus«

Pastor Stuke nimmt Abschied

Von Julia Lüttmann
Wallenbrück (SN). Wenn Pfarrer Dietmar Stuke (49) Wallenbrück verlässt, geht in der Gemeinde eine Ära zu Ende: »Ich bin der 21. und letzte Pfarrer der eigenständigen Gemeinde Wallenbrück - seit 1532.« Am Sonntag, 26. Februar, wird sich Stuke, der im März eine Pfarrstelle in Herford-Laar antritt, mit einem Gottesdienst von der Gemeinde verabschieden. Nach mehr als 14 Jahren fällt ihm das alles andere als leicht.
Höchstens eine Predigt hat Pfarrer Dietmar Stuke in den vergangenen 14,5 Jahren ausfallen lassen müssen. Am Sonntag wird er sich von der Kanzel aus von seiner Gemeinde verabschieden.
Als sich Stuke auf seine Abschlusspredigt vorbereitete, ließ er die vergangenen Jahre Revue passieren.Ê »Die Erweiterung des Kindergartens, die Renovierung der Kirche, die Dorfwochen, der Umbau im Gemeindehaus«, erinnert er sich an die vielen Höhepunkte seiner Amtszeit.
»Ich werde alles vermissen: die Kirche, in der ich fast jeden Sonntag auf der Kanzel gestanden habe, eine lebendige Gemeinde und vor allem die Menschen«, blickt Stuke ein wenig wehmütig zurück. »Ich kenne hier fast jedes Haus, fast jede Familie. Meine Kinder sind hier groß geworden«, beschreibt er das Beziehungsgeflecht, das in den vergangenen 14 Jahren entstand. Mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter Karolin zog Stuke 1991 nach Wallenbrück und lernte nach Gemeinden in Paderborn und Gütersloh nun wunschgemäß eine Landgemeinde kennen. »Ich bin Westfale und wollte hier tätig sein«, erzählt der gebürtige Bielefelder, der die Nachfolge von Pastor Walter Moritz antrat.
Mit der Gründung einer Krabbelgruppe begann die Arbeit von Pastor Stuke und seiner Ehefrau Antje. Heute sieht sich Stuke als Dorfpfarrer und damit in erster Linie als Seelsorger, aber auch als Bürger seiner Gemeinde. Diese Erfahrungen möchte er nach Laar mitnehmen.
So fantastisch wie sein Empfang damals war - Presbyterium, Kirchen- und Posaunenchor und zahlreiche Gemeindemitglieder hießen den jungen Pfarrer am 1. Oktober willkommen - wird wohl auch die Verabschiedung am Sonntag sein.
Nach dem Gottesdienst, den Stuke und Superintendent Gerhard Etzien gestalten, wird es einen Empfang im Gemeindehaus Mantershagen geben. Doch schon jetzt steht im Pfarrhaus, aus dem die Familie Stuke in den Sommerferien ausziehen wird, das Telefon nicht mehr still. Gemeindemitglieder wollen sich verabschieden, in den zahlreichen Kreisen der Gemeinde hat sich Stuke schon verabschiedet. Die vergangenen Monate waren für Stuke ein Trauerprozess, der jetzt abgeschlossen ist.
Auslöser für die Veränderungen in Wallenbrück waren die Sparmaßnahmen, die der Kirchenkreis im Jahr 2004 beschlossen hat. In Spenge sollte demnach die Zahl der Pfarrstellen von fünf auf vier reduziert werden. »Wallenbrück war in erster Linie betroffen, weil die Gemeinde mit 1600 Gemeindegliedern die Kriterien für eine volle Pfarrstelle nicht erfüllt.« Frühzeitig habe er sich dann entschieden, sich um die vakante Stelle in Laar zu bewerben.
Nachfolgerin von Dietmar Stuke im neuen Pfarrbezirk Wallenbrück, der Teile des Bezirkes Werburg einschließt, wird Pastorin Elke Berg. Ratschläge möchte Stuke ihr nicht geben - nur den einen: »Sie soll unvoreingenommen und einfach offen sein.«
So hält er es auch selbst: »Ich schaue mich ab dem 1. März um«, kündigt Stuke an, der sich auf die neue Herausforderung freut: »Es gibt viele Parallelen: Laar ist eine Landgemeinde, was ich sehr schätze. Außerdem ist auch Laar eine selbstständige Gemeinde.« Das ist für Stuke etwas besonderes. Umso mehr bedauert er, dass die Gemeinde Wallenbrück bald ihre Eigenständigkeit verliert: »In Wallenbrück gab es seit der Reformation ein eigenes Presbyterium. Wallenbrück hat einen guten Ruf.« Ein Abschied für immer soll es daher nicht sein. Zahlreiche Einladungen hat Stuke schon erhalten und für ihn steht schon jetzt fest, dass er seine ehemalige Gemeinde häufig besuchen möchte.

Artikel vom 25.02.2006