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Das Wort zum Sonntag

 Von Steffen Bäcker, Pfarrer in Holzhausen


Am kommenden Mittwoch beginnt, sechseinhalb Wochen vor Ostern, die Passionszeit. Wie auch dem Weihnachtsfest so geht dem Osterfest diese Vorbereitungszeit voran. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass ein großes und bedeutsames Fest eine angemessene Vorbereitung braucht. So halten es im übrigen viele Religionen.
Doch viele Menschen tun sich, im Gegensatz zur Adventszeit, schwer mit der zugegeben ernsten und sperrigen Passionszeit. Die Adventsandachten, die wir in Holzhausen vor Weihnachten feiern, sind gut besucht. Zu den Passionsandachten machen sich sehr viel weniger Menschen auf den Weg. Das mag daran liegen, dass die Passionsandachten traditionell eine sehr schwere,betrübliche Angelegenheit waren, mit denen sich für manchen auch schaurige Erinnerungen verbinden.
Aber auch das Thema der Passionszeit, das Leiden und Sterben Jesu, ist eine sperrige Angelegenheit. Sollen Christen Lust daran haben, sich am Leiden eines anderen zu erfreuen? Wohl kaum.
Und doch werden wir das Leiden nicht los, wenn wir die Augen davor bloß verschließen. Das Leiden Jesu konfrontiert uns mit dem Leiden in der Welt. Sein Tod am Kreuz, den er als Opfer eines Justizmordes erlitt, konfrontiert uns mit dem himmelschreienden Unrecht in der Welt. Stellvertretend und konzentriert sehen wir in Jesu Leiden und Sterben das ganze Elend unserer Welt.
Ich glaube, wir müssten verzagen und verzweifeln, wenn nicht Jesus dies alles durchlitten hätte - und damit Gott in die tiefsten Winkel unseres Lebens gebracht hätte. Und so ist die scheinbar betrübliche und schwere Passionszeit wohl eine ernste Zeit, aber auch ein Zeit voller Hoffnung und voller Sehnsucht. In vielen Gemeinden werden in den kommenden Wochen wieder Passionsandachten gefeiert. Vielleicht machen auch Sie sich einmal auf den Weg. In Texten, Lesungen und Gebeten, oft auch mit Bildern und Stille, bedenken wir Jesu Weg in den Tod - aber ebenso die Hoffnung, die im Leben und Sterben dieses Mannes aus Nazareth liegt.

Artikel vom 25.02.2006