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»Menschen im
Blick behalten«

SPD feierte 100-jähriges Bestehen

Lübbecke (ee). Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands besteht in Lübbecke seit 100 Jahren. Aus diesem Anlass wurde am Freitagabend in der Stadthalle vor mehr als 200 Parteimitgliedern und Gästen in feierlichem Rahmen Rückschau und Ausblick gehalten.

Im Mittelpunkt standen dabei würdigende aber auch mahnende Worte an die politischen Abgeordneten und Repräsentanten von der kommunalen Ebene bis hinauf zum Bund. »Die soziale Gerechtigkeit darf kein politisches Versprechen sein«, sagte Festredner Dr. Rolf Krumsiek. Der frühere NRW-Justizminister und langjährige Landtagsabgeordnete für den Bereich des Altkreises Lübbecke setzte in seiner Ansprache einen sehr deutlichen selbstkritischen Akzent. Politik müsse Werte vermitteln und Vorbild sein, »sie muss ehrlich und verlässlich und sich ständig ihrer Verantwortung bewusst sein«. Krumsiek sprach damit aus, was ihn in seiner nahezu 45-jährigen Mitgliedschaft in der SPD bewegte.
Versöhnen statt spalten, griff er Worte des unvergessenen Johannes Rau auf. Das wollten auch die Männer und Frauen, die vor 100 Jahren die SPD in Lübbecke gegründet hatten. Chancengleichheit war damals wie heute das Ziel. Wenn die SPD diesen Tugenden treu bleibe, brauche man keine Angst vor der »Herausforderung Zukunft« zu haben - auch nicht angesichts der »Herkules-Aufgabe« der Staatsfinanzensanierung, der Globalisierung, des Terrorismus und der demographischen Veränderung. Zum Abschluss lobte Krumsiek den Ortsverein Lübbecke: »Ich wünschte mir woanders eine ähnlich große Bereitschaft wie in Lübbecke, dann wären wir weiter.«
Ortsvereinsvorsitzender Bernhard Kostka hatte zuvor die Gäste des Abends begrüßt, darunter Bürgermeister, Bundes- und Landtagsabgeordnete, Betriebsräte und Vertreter anderer Lübbecker Parteien. Kostka schilderte in seinem geschichtlichen Rückblick die schwierigen Gründerjahre, erinnerte an Verfolgung und Verbot, an Höhen und Tiefen seiner Partei (darüber berichteten wir bereits in unserer Ausgabe vom 11. Februar, dem Gründungstag der Lübbecker SPD). »Sozialdemokraten haben Lübbecke mitgestaltet, und wir werden alles daransetzen, dass das so bleibt«, schloss der Ortsvereinsvorsitzende seine Begrüßung.
Bürgermeisterin Susanne Lindemann ging in ihrem Grußwort »auf viele von Sozialdemokraten erkämpfte Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind«, ein. Sie zollte all denen Respekt, die Lübbecke zu dem gemacht hätten, was es heute sei, »ein liebenswerter Ort, den man gerne seine Heimat nennt.
SPD-Stadtverbandsvorsitzender Karl-Friedrich Rahe erinnerte an typische sozialdemokratische Tugenden und überreichte OV-Vorsitzendem Bernhard Kostka, der von Beruf Lokomotivführer ist, eine Modelleisenbahn: »Halte deinen Zug immer unter Dampf.«
Landrat Wilhelm Krömer gratulierte dem SPD-Ortsverein Lübbecke zu »gelebter Mitgliedschaft«. Heute gäbe es allein im Mühlenkreis mehr 100-Jährige als 1936 im Deutschen Reich, merkte der Landrat an. Geschichte sei nicht nur Tradition, sondern auch Herausforderung, über die Zukunft nachzudenken, sinnierte der CDU-Politiker (Krömer: »Ein Landrat ist keiner Partei oder Fraktion zugeordnet!«). Gegenüber der SPD sei die CDU mit 61 Jahren »ein Jüngling«. Der SPD-Ortsverein Lübbecke mit seinen beachtlichen 110 Mitgliedern habe Durchhaltevermögen bewiesen »und gehört mit seinen 100 Jahren zu einer tragenden Kraft unserer Gesellschaft«.
Bundestagsabgeordneter Lothar Ibrügger, der seit 30 Jahren die Interessen der Bürger im Bundestag vertritt, rief dazu auf, sich auch künftig »um Solidarität und Zusammenhalt« zu bemühen. Für diese Werte stehe der Ortsverein Lübbecke. Denn man feiere heute kein »politisches Denkmal«, sondern würdige Arbeit und Mitwirkung von Menschen, »die sich zu politischer Überzeugung seit 100 Jahren bekennen«. Ibrügger: »Nicht das Wort, sondern die Tat entscheidet.«
Durch das Programm der Jubiläumsfeier führte der stellv. Unterbezirksvorsitzende Ernst-Wilhelm Rahe (Hüllhorst). Umrahmt wurde die Feierstunde von festlicher Musik der Lübbecker Musikschule Pro Musica. Die jungen Solisten, bei Musikwettbewerben mehrfach ausgezeichnet, erhielten für ihre großartige Leistung anhaltenden Beifall. Und, wie es sich für einen »runden Geburtstag« gehört, wurde den Gästen zum Ausklang des Abends ein schmackhaftes Mahl serviert.

Artikel vom 27.02.2006