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Guo Juan genießt die Ruhe

Chinesische Reiseleiterin bereitet Volkshochschul-Tour vor

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). Guo Juan genießt die Ruhe in Rheda-Wiedenbrück. So wenige Menschen auf den Straßen. . . Diese Ruhe kennt sie nicht aus ihrer Heimatstadt. Kein Wunder, denn die 27-jährige kommt aus Tjanjin; eine Metropole südlich von Peking - mit zehn Millionen Einwohnern.

Guo Juan ist freilich nicht nach Rheda-Wiedenbrück gekommen, um Abstand vom pulsierenden Leben in China zu gewinnen. Normalerweise sitzt sie von morgens bis in den Nachmittag hinein an einem PC im Stadthaus, um die große China-Tibet-Reise der Volkshochschule Reckenberg-Ems im September dieses Jahres vorzubereiten. Eine Reiseleiterin, die für diesen Zweck aus dem Reich der Mitte nach Deutschland kommt? Ungewöhnlich, passt aber zur VHS, die, so Direktor Dr. Rüdiger Krüger, internationale Kontakte pflegt. Vor zwei Jahren war zum Beispiel eine südafrikanische Reiseleiterin in Rheda-Wiedenbrück.
Bereits bei der ersten VHS-China-Unternehmung im September 2004 betreute Guo Juan die Studienfahrer und wurde von ihnen schnell ins Herz geschlossen. »Es war eine wunderbare Reise«, blickt Dr. Rüdiger Krüger zurück. Bald entwickelte sich die von ihrem Arbeitgeber KL-Reisen unterstützte Idee, »die nette Reiseleiterin« nach Deutschland einzuladen.
Jutta und Frank Dittrich aus Herzebrock-Clarholz stellten Guo Juan sogar eine kleine Wohnung zur Verfügung. Ihren insgesamt sechs Wochen dauernden Deutschland-Aufenthalt nutzt die junge Frau, um künftige und ehemalige Reisegruppen zu besuchen. Auch die Internationale Tourismus-Börse (ITB) in Berlin steht auf ihrem Programm.
Natürlich besuchen die (maximal 20) VHS-Reisenden während der 16 Tage nicht nur Sehenswürdigkeiten - sie wollen Land und Leute kennen lernen. So führt sie die Tour per Bus, Flugzeug und Bahn vom Südosten Chinas nach Lhasa (Tibet) »aufs Dach der Welt« durch die Gebiete von Minderheiten-Völkern - zum Beispiel der Miao, Bai oder Naxi -, die eng mit der tibetischen und chinesischen Geschichte verbunden sind. Quartier beziehen die Studienfahrer in 4-Sterne-Hotels.
Während es für die VHS die zweite China-Reise ist, feiert Guo Juan ihre ganz persönliche Deutschland-Premiere. Die 27-Jährige studierte an einer Fakultät Deutsch, denn »wer Fremdsprachen kann, hat mehr Chancen« - eine Einsicht, die sich im Zuge der Öffnung Chinas natürlich schnell herumgesprochen hat. Übrigens hatte ihre Fakultät die strengsten Aufnahmekriterien, wie Guo Juan in einem Pressegespräch erklärte. In sechs Prüfungen hätte sie 600 Punkte erreichen können. Sie schaffte 530. 10 bis 15 Reisegruppen auch aus Österreich und der Schweiz führt die Chinesin pro Jahr durch ihr Heimatland; ein Fulltime-Job, der sie rund um die Uhr fordert.
www.vhs-reckenberg-ems.de

Artikel vom 25.02.2006