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Ein Fax bringt
alles ans Licht

Serie zum Fall Olaf O.: Folge 1

Gütersloh (WB). Mit der Erhebung der Anklage gegen den ehemaligen Gütersloher Rechtsanwalt und Berufsbetreuer Olaf O. sind umfangreiche Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft zu Ende gegangen. Dieser Fall hat die Öffentlichkeit sehr bewegt. Das WESTFALEN-BLATT zeichnet den spektakulären Kriminalfall in einer Serie nach. Der 43-jährige O. wird - wie mehrfach berichtet - beschuldigt, hilfsbedürftige Menschen in Millionenhöhe betrogen zu haben.

Waltraud Karp ist gelernte Krankenschwester und Inhaberin des bekannten Pflegedienstes »Die Karbolmäuse« in Gütersloh. Die 46-Jährige sagt heute, dass sie fünf Jahre lang daran gearbeitet habe, den Sumpf um Olaf O. trocken zu legen. »Sie glauben gar nicht, was das für ein Risiko war, gegen diesen Mann vorzugehen. Zunächst wollte mir kein Rechtsanwalt helfen. Teilweise habe ich gegen Windmühlen gekämpft. Die Kontrollinstanzen haben nämlich fest zusammengearbeitet.«
Sie erinnert sich: »Ich habe einige Betreute von O. gepflegt. An einem Nachmittag im Oktober 2004 erhielt ich ein Fax, in dem ungeheuerliche Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Das geheimnisvolle Schreiben, das an den Landschaftsverband in Münster adressiert war, hatte keinen Absender, kam aber aus seiner eigenen Kanzlei.« Wollte da jemand im engeren Umfeld dem damaligen Berufsbetreuer bewusst Schaden zufügen? Waltraud Karp ist sich sicher: »Dieses Schreiben wurde gezielt an mich gerichtet, weil jemand gewusst haben muss, dass ich längst mit der Polizei in Verbindung stand.«
Damals wurde Waltraud Karp mehrmals bei der Kripo in Gütersloh vorstellig und drängte darauf, dass die Beamten mit ihren Ermittlungen endlich beginnen sollten. »Schon 2003 und 2004 gab es etliche Beschwerden, auch von Betreuten. Aber die wurden meistens nicht ernst genommen«, berichtet die Krankenschwester.
Der Inhalt des anonymen Briefes war äußerst brisant. Da wurde behauptet, dass es sich bei dem Betreuungsbüro von O. um eine kriminelle Organisation handeln würde. Weiterhin soll der Betreute Manfred T. in den Selbstmord getrieben worden sein. Zitat: »Die gesamte Vorgehensweise des Betreuungsbüros O. & Partner dient ausschließlich der persönlichen Bereicherung und basiert auf Ausbeutung der ihn anvertrauten Menschen und des Sozialstaates.«
Die nächste Folge erscheint am kommenden Mittwoch, 1. März: Der Verdacht erhärtet sich; die Durchsuchung; der Zugriff, und: wer ist eigentlich Olaf O.?

Artikel vom 25.02.2006