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In Zukunft immer
der Nase nach?

Biogasanlage produziert auch Gülle


Mit der geplanten Biogasanlage in Exter beschäftigt sich diese Zuschrift.
»Unser Dorf soll schöner werden... - ist ein neues Wahrzeichen im Entstehen?«
Da ich dreißig Jahre in der Landfrauenarbeit in Vlotho-Exter tätig war und mir das Wohl unseres Dorfes am Herzen liegt, sehe ich der Inbetriebnahme einer Biogas-Anlage - resp. der gewerblichen Speiseabfallentsorgungsanlage, denn das trifft den Kern wohl eher -, mit großer Sorge entgegen.
In meiner Landfrauenarbeit habe ich mich von dem Bewusstsein leiten lassen, dass es eine Lebensqualität darstellt, auf dem Dorf zu leben! Wir Landfrauen unterstützen bis heute mit unseren Spenden eine Biogasanlage im Rahmen eines Schulprojektes in Tanzania. Will sagen, dass erneuerbare Energien in sinnvollem Rahmen von uns gefördert werden sollten, nicht nur in fernen Ländern, sondern auch in unserem Lebensraum.
Mehrfach haben wir uns bei dem Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« um einen Preis beworben. Wenn nun ein Gewerbebetrieb einer derartigen Größenordnung dort errichtet würde, wo einen Steinwurf entfernt Tourismuskonzepte entwickelt und umgesetzt werden sollen, wäre es wohl ein Hohn, von Verschönerung unseres Dorfes zu sprechen!
Keiner der von mir befragten Befürworter kann mir eine sachkundige Antwort geben auf die Frage, welchen Nutzen unser Dorf daraus gewinnt.
Schon jetzt beobachte ich mit Unbehagen den enorm zunehmenden Schwerlastverkehr auf unseren dafür kaum ausgelegten Strassen. Wir Exteraner brauchen nicht noch ein neues Gewerbegebiet für eine Biogasanlage! Hatte nicht auch der Rat der Stadt Vlotho vor Jahren schon einstimmig einen solchen Beschluss gefasst? Und wer oder was hat ein Umdenken provoziert?
Fünf neue Arbeitsplätze? Was ist das im Vergleich zu den zwanzig, die gerade erst in einem Exteraner Industriebetrieb geschaffen wurden - ohne massive Eingriffe in die Kulturlandschaft? Oder füllt eine Speiseabfallentsorgungsanlage vielleicht unser Steuersäckel in Vlotho? Dann könnten wir hoffen, dass im kommenden Winter auch für die »externer« Wohnenden wieder die Straßen vom Tiefschnee geräumt würden?
Mit Erstaunen stelle ich fest, dass die meisten Mitbürger gar nicht wissen, was da eigentlich auf unser Dorf zukommt. Haben es womöglich unsere Politiker bewusst versäumt, uns im Vorfeld schon genauer zu informieren?
Speiseabfälle der gesamten Region sollen hierher transportiert und zu nutzbarem Gas, aber auch reichlich Gülle verarbeitet werden. Unsere Kinder und Enkel können dann viele, viele Trecker und Lastwagen überall im Dorf - nicht nur auf dem Zufahrtsweg Witteler Straße - zählen. Sie werden sie schnell finden, immer der Nase nach. Ratten und anderes Ungeziefer werden sich an den neuen Nahrungs- und Energiequellen freuen und sich reichlich vermehren, wie die Erfahrungen aus dem Umfeld anderer Biogasanlagen zeigen. Aufgrund ihrer immensen Größe werden die sechs hohen Sammelbehälter allein optisch wohl einen eindrücklicheren Anblick bieten als die daneben dann auf Miniaturmaß geschrumpfte Windmühle, dem alten Wahrzeichen von Exter.
Unser Dorf erreichte einen neuen, aber wohl traurigen Bekanntheitsgrad als »Stinkebude« für Wochenendausflügler, wie mein Enkel jüngst formulierte!
Ich glaube, ich bin mit vielen Bürgerinnen und Bürgern der Meinung: Ein solches Unternehmen gehört ohne Zweifel in ein ausgewiesenes Industriegebiet und nicht in ein Landschaftsschutzgebiet in die Nähe von Naherholung und Tourismus, wo man auf dem Soleweg spazieren gehen und die noch unberührte Landschaft genießen möchte!
Ich hoffe, dass möglichst viele Bürger sich nicht nur in allernächster Zeit eine Meinung bilden, sondern sich für diese auch tatkräftig in aller Öffentlichkeit einsetzen werden.
URSULA LINDEMANN32602 VLOTHO

Artikel vom 24.02.2006