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Anden-Wolle vom Bonstapel

Reinhard Krüger möchte im Kreis Herford eine Alpaka-Zucht aufbauen

Von Jürgen Gebhard (Text und Foto)
Bünde/Kreis Herford (BZ). Die Gäste aus den südamerikanischen Anden fühlen sich auf der saftigen Wiese am Bonstapel wohl. Selbst bei Schnee und Schmuddelwetter suchen sie den schützenden Unterstand nicht auf. »In ihrer Heimat sind sie an extreme Temperaturschwankungen gewöhnt«, weiß Reinhard Krüger. Denn seine Alpakas haben ein richtig dickes Fell.

Auf dieses weiche und sehr feine Fell kommt es an: Alpakawolle ist auf der ganzen Welt heiß begehrt, zählt sie doch neben Seide und Kaschmir zu den edelsten Naturfasern. Alpakas stammen ursprünglich aus Chile, Peru und Bolivien, dort könne die Population nicht noch weiter vergrößert werden. Auch in Australien leben bereits mehr als 30 000 dieser schönen Tiere. Nur in Deutschland sind sie noch recht selten auf den Wiesen anzutreffen.
Der Vorsitzende des Vogelschutz- und -liebhabervereins möchte das ändern. Er hat vor, eine eigene Zucht aufzubauen. Zwei Muttertiere (so genannte »Hembras«) und ein Fohlen (»Crias«) hat er für 14 000 Euro in Thüringen gekauft. Im Mai und im Juni wird der Nachwuchs auf dem »Alpakahof zu den sieben Quellen« erwartet. Einige Wochen später ist wieder Besuch beim Hengst (dem »Macho«) angesagt - und nach elfeinhalb Monaten soll die Herde dann schon wieder um ein paar wollig-weiche Alpaka-Fohlen größer sein.
In etwa zehn Jahren könnte eine größere Herde auf der Wiese stehen. »Im Moment kann ich mit den Tieren noch kein Geld verdienen«, weiß Reinhard Krüger. Etwa fünf bis sechs Kilogramm Wolle hat jedes Tier. Bei drei Tieren habe es keinen Sinn, sich Gedanken über den Verkauf zu machen. »Ich möchte mit dem Heimatverein zusammenarbeiten. Die Damen der Spinngruppe könnten die Wolle spinnen und daraus ein paar warme Socken stricken«, hat der Nebenerwerbs-Landwirt schon konkrete Vorstellungen.
Die Tierhaltung hat auf dem kleinen Hof am Quellenweg Tradition. Früher wurden dort stets einige Rinder gehalten - angesichts der BSE-Krise und diverser Fleischskandale lohne sich der Aufwand schon lange nicht mehr. »Also habe ich eine Alternative gesucht und sie mit den Alpakas gefunden«, freut sich Reinhard Krüger.
Nur ein Problem hat er bisher: Welcher ostwestfälische Tierarzt kennt sich schon mit Tieren aus den Anden aus?

Artikel vom 23.02.2006