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»Kantlinge« servieren Hack

Schülerkabarett schreckt vor keinem Thema zurück

Von Moritz Winde (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Spätestens 2010 soll der letzte Rentner vom sozialen Netz gehen. Die Lebenserwartung sei mit 75 Jahren zu hoch. Nur mit drastischen Maßnahmen könne die Vergreisung aufgehalten werden. Makaber, was in der Diskussionsrunde des Polit-Magazins »Hart aber schwer« von den »Kantlingen« zur Premiere ihres Stücks zu hören war.

»Stellen Sie sich vor, es ist Schule, alle gehen hin und klopfen sich vor Begeisterung auf die Schenkel.« Volles Haus für wortspielende, singende, parodierende und vor nichts Halt machende Schüler, die auf der Bühne des Gymnasiums »Nur Gehacktes« servieren. Geschehen am Montagabend, als die »Kantlinge« zur Premiere ins Kulturcafé der Schule einluden. Dabei zogen die 16 Nachwuchskabarettisten alles und jeden durch den Kakao. Selbst vor den Rauchgewohnheiten ihres Leiters Gert Elgert schreckte die mit vielen neuen Gesichtern bestückte Gruppe nicht zurück. Sie forderte, dass das Raucherlehrerzimmer des Gymnasiums unter Denkmalschutz gestellt werde. Schließlich stecke dort jahrelange Arbeit drin, sagte Svantje Woltersdorf. Nicht nur die vom vielen Nikotin vergilbten Fenster - »Da kann man kaum noch hindurchschauen!« - hätten ein großes Lob verdient. Mit den Rückständen des Teers an den Wänden könne man die rund 300 Kilometer lange Autobahn sieben pflastern.
Immer noch suchen die von »Hart aber schwer«-Moderator Erwin Glattaal ins Studio eingeladenen Politiker nach Lösungen für das Problem der Alt-Lasten. Schuld am langen Leben der Senioren hätten insbesondere die Altenheime. Unterkunft und Verpflegung stünden denen in russischer Kriegsgefangenschaft in nichts nach - ganz schön makaber, was die »Kantlinge« da zum Thema alt werden und alt sein auf die Bühne brachten.
Marcel Steinhauer muss sich derweil mit einem anderen Problem herumschlagen. Nach dem vom Ex-Umweltminister Trittin verabschiedeten Gesetz muss der Besitzer von vier Rebhühnern die Schlachtung eines Tieres zwecks Suppe melden. Doch zuständig will für die Sorgen des Vogelliebhabers, der sich nur an die Vorschriften hält, keiner sein. Von einem Amt zum anderen wird der verzweifelte, gesetzestreue Bürger mit seinem toten Huhn unterm Arm geschickt. Glänzend die Darstellung von Lars-Sören Quester, der als Sachbearbeiter auf dem Amt für Kleinstlebewesen nach Betrachtung des Huhnes entscheidet, für dieses Federvieh nicht zuständig zu sein.
Moderator Christopher Postzich, der sich Gäste zum Thema »Verschüttet im Münsterland« eingeladen hat, stellt den Zuschauern eine knifflige Quizfrage. »Welcher ist dem Günther Jauch sein Vorname? A: Günther? Oder C: Johannes B.?« Na, hätten Sie es gewusst? Wenn nicht, die Antwort gibt es in weiteren Vorstellungen der »Kantlinge« mit »Nur Gehacktes« im Kulturcafé des Gymnasiums heute und Dienstag, 28. Februar, jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es im Gymnasium, während der Pausen in der Pausenhalle.

Artikel vom 22.02.2006