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Heiner Amelings Internetseite existiert wieder

Unbekannte nutzen Homepage für Würdigung des Verler Künstlers und Kritik am Verkauf des Nachlasses


Verl (ehl). Die Titelseite zeigt eine Kerze. Klickt man die Flamme an, öffnet sich die nächste Seite, die beginnt mit den Worten: »Ich bin am 7. November 2004 gestorben. Aber das ist eigentlich nicht relevant . . .«. Unter der Adresse www.heiner-ameling.de, früher die Homepage des verstorbenen Verler Gastwirts, Metzgers und Künstlers und bald nach seinem Tod abgemeldet, lassen Unbekannte Heiner Ameling im Internet wieder auferstehen. Im vorigen Jahr wurde die Seite unter Heiner Amelings Namen bei einem Düsseldorfer Provider wieder angemeldet. Eine Überprüfung habe aufgrund der Masse nicht stattfinden können, heißt es dort.
Die neuen Betreiber lassen Ameling nun - gespickt mit privaten Fotos - in Ich-Form sein Leben und seinen Werdegang reflektieren. Dabei lassen sie erkennen, dass sie ihn offenbar gut kannten und ihm nahestanden. Unter »Beerdigung & Grabstätte« sind Bilder vom Grab und die Beerdigungs-Predigt von Pfarrer Hermann-Josef Hölscher zu finden, zudem werden - ohne Erlaubnis - Presseartikel veröffentlicht. Die Kapitel »Kunst«, »Ende« und »heute« sind noch leer. Reichlich gefüllt ist dagegen das Kapitel »Erben«. Hier üben die Seitenbetreiber, die sich nicht zu erkennen geben und auch auf Anfrage per E-Mail ihre Identität nicht preisgaben, scharfe Kritik an Harald Voigt, dem Sohn von Heiner Amelings Bruder Ferdinand und Erbe des Besitzes der Brüder. Zunächst wird der Begriff »erben« definiert: »Man erhält nicht nur Material, über das man frei verfügen kann, man übernimmt auch Pflichten, Wünsche, Gedankengut«, heißt es. Es folgt eine Dokumentation der Verkaufsaktionen im Haus Ameling im vorigen Jahr. Hier geht das »Ich« ins »Wir« über und der Verkauf des Besitzes der Brüder wird aus Sicht beider Verstorbenen beklagt. »Was wir über Jahre gelebt und gesammelt haben, wurde prostituiert«, wird ihnen in den Mund gelegt. Zwischendrin sind immer wieder Textstellen ausgelassen und durch den Hinweis »zensiert« ersetzt. Das ist die Reaktion auf die Intervention eines Anwalts, den Harald Voigt inzwischen eingeschaltet hat.
Der Anwalt kam lediglich bis zu dem Provider vor, der den Seitenbetreibern dann offenbar die »Zensur« auferlegte. Doch inzwischen wisse er, wer hinter der Homepage stecke, so Voigt gestern. Er wolle nun das Gespräch suchen und sich falls nötig weiter mit rechtlichen Schritten gegen die Anschuldigungen wehren. Denn er sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. »Ich musste verkaufen, um den geerbten Schuldenberg abzutragen. Und wenn jemand etwas als Erinnerung an meinen Vater oder Onkel haben wollte, hätte er ja auf mich zukommen können. Das ist aber nicht passiert.« Zudem enthalte die Seite Unwahrheiten - so seien einige Dinge, die genannt würden, noch gar nicht verkauft. Dies müsse indes noch geschehen, betonte Voigt, denn selbst nach der Veräußerung der Immobilien seien die Schulden noch nicht getilgt.
Die ursprünglich vier, nach eigenen Angaben inzwischen aber schon 13 Seitenbetreiber teilten der VERLER ZEITUNG anonym per E-Mail mit: »Wir lassen Heiner Ameling nicht auferstehen, denn er ist noch immer sehr vielen Verler Bürgern präsent. Wir gedenken seiner und zollen ihm den Respekt, den er verdient hat.« Seine Werke und Gedanken dürften nicht mit ihm begraben werden. Man sei sich bewusst, dass ein Teil der Seite kritisch gesehen werden könne, dafür habe man die Möglichkeit geschaffen, Lob und Kritik auf der Seite zu äußern.

Artikel vom 22.02.2006