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Aus der Wüste ins Rampenlicht. . .

TT-DM-Serie: Zoltan Fejer-Konnerth (TTC Grenzau) war letzter Meister vor Boll

Von Ingo Notz
Minden/Lübbecke (WB). »Ich glaube, ich brauche einfach nur einmal wieder ein Erfolgserlebnis, dann käme auch das Selbstvertrauen zurück. Ich habe das Tischtennisspielen ja schließlich nicht verlernt.« Das war Zoltan Fejer-Konnerth im Herbst 2005. In der Bundesliga lief es schlecht. Schlecht für den ambitionierten TTC Grenzau. Schlecht für Zolli. Ein knappes halbes Jahr noch bis zur WM - die Uhr lief immer schneller, die Zeit lief einem der größten deutschen Talente der vergangenen Jahre davon. Aber Zoltan war schneller. . .

Spätestens mit seinem Auftritt bei den German Open im November in Magdeburg kehrte der Grenzauer aus dem Schattenreich ins Scheinwerferlicht zurück - mit dem Erreichen des Halbfinals dort lieferte er nicht nur einmal mehr einen Nachweis seiner spielerischen Klasse, sondern war auch wieder zurück, im Rennen um die WM-Plätze. Zurück im Rampenlicht - gerade noch rechtzeitig, um in Bremen nicht nur Tischtennis-Tourist zu sein. Nach dem verpatzten Saisonstart war es eng im Rennen »5 aus 7« - das wusste auch Zolli. Da zählte jedes einzelne Argument. Zum Beispiel die Erfolge in Magdeburg. Und mit diesem alten, neuen Zolli konnten sich auch die Bundestrainer wieder anfreunden: Der Grenazuer steht fest im Aufgebot für die Heim-WM im April in Bremen.
Die Einstellung für die Deutschen Meisterschaften in Minden bringt Fejer-Konnerth für das Herren-Feld auf den Punkt: »Es ist egal, ob Du im Viertelfinale, im Halbfinale oder im Finale gegen Timo verlierst. Im Endeffekt musst Du ihn schlagen, um Deutscher Meister zu werden.« Und wie das Gefühl ist, selbst ganz oben zu stehen, selbst am ersten Märzsonntag den wichtigsten deutschen Tischtennis-Titel zu gewinnen - das Gefühl kennt Zoltan immer noch ganz gut. Schließlich war er es, der den Titel vor dem seit 2001 fünfmal in Serie siegreichen Meister Boll holen konnte. Nicht nur da bewies der in jüngeren Jahren als nicht ernsthaft genug charakterisierte Zelluloid-Künstler, was er für das deutsche Tischtennis leisten kann. Ernsthaft. Die, die ihn in die Wüsten schicken wollten und die ihn letztlich auch in die Wüste geschickt haben, sahen sich darin vollauf bestätigt - bestätigt, als Fejer-Konnerth in der Wüste von Doha bei der WM sein goldenes Gesicht zeigte und mit der zweitbesten Bilanz im deutschen Team hinter Timo Boll maßgeblichen Anteil an der Vizeweltmeisterschaft des deutschen Teams hatte.
Und sein Ziel für den zweiten Saisonabschnitt ist klar. Minden und Bremen spielen darin zwei entscheidende Rollen. So, wie es Bremen eigentlich auch schon vor sechs Jahren gespielt hatte. Damals aber fiel das EM-Los auf Andere - Zolli musste zuschauen. Genau wie bei der WM in Osaka - wegen »Disziplinlosigkeit«. Im Fall der EM konnte er sich »nichts vorwerfen« und sah sich ungerecht behandelt und als Opfer von »Abschiedsgeschenke an namhafte Spieler« - Bremen war die große Bühne für den internationalen Rücktritt vom Ex-Doppelweltmeister Steffen Fetzner. Und Zollis Botschaft war damals klar: »Für die Zukunft erhoffe ich mir vom DTTB, dass Spieler nur nach sportlichen Aspekten nominiert werden, um so den maximalen Erfolg des Deutschen Tischtennis-Sports auszuschöpfen, denn das ist das Ziel eines jeden Nationalspielers und sollte auch das Ziel des DTTB's sein.« Der maximale Erfolg des deutschen Herren-Tischtennis - im eigenen Land soll in Bremen die Großmacht China angegriffen werden. Mit Zoltan. Wenigstens diesmal. Zehn Jahre nach seinem bislang größten Einzelerfolg, dem Gewinn des europäischen Top-12-Turniers, will er noch mal international durchstarten mit der deutschen Mannschaft. Eins musste er diesmal nicht befürchten - Abschiedsgeschenke für eventuelle Rivalen. Alle anderen aus dem Siebener-Kreis für Bremen wollen auch danach noch international für Deutschland aufschlagen - genau wie Zolli. Der aber auch schon bei der WM - am besten im Rampenlicht. . .
Zoltan Fejer-Konnerth (TTC Grenzau), Geburtstag: 20.7.1978
Größte Erfolge: Halbfinalist German Open 2005, WM-Zweiter Herren-Mannschaft 2004, Europameister 2002 (Herren-Doppel), EM-Zweiter 2002 und 2003 (Herren-Mannschaft), 3. Platz Pro-Tour-Finale 2001 (Herren-Doppel), Gewinner Dutch und English Open 2001 (Herren-Doppel), Achtelfinalist German Open 1999 (Herren-Einzel), Gewinner Europaliga 1999, 2000, 2001, Deutscher Meister 2000 (Herren-Einzel), Gewinner DTTB Top 12 2002, Gewinner Europe Top 12 1996.
www.ndm2006.de

Artikel vom 22.02.2006