22.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bundesliga nimmt die Erfolgs-Elf ins Visier

Aachen ist an »Bolle« dran - Bayer beobachtet Ndjeng

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). So ist das, wenn ein kleiner Klub den etablierten Vereinen in der Bundesliga kräftig auf die Füße tritt: Der SC Paderborn 07, bereits in der Winterpause bester Aufsteiger, entwickelt sich als aktueller Tabellenvierter immer mehr zum Geheimtipp in Sachen Aufstieg und gerät damit noch stärker in den Focus der Konkurrenz aus Liga eins und zwei.

Trainer, Scouts, Spielerberater oder Manager - die Anfragen, die vor jedem Heimspiel in der Geschäftsstelle des Vereins eingehen, werden immer mehr. Etwa 30 Tribünenkarten hält Geschäftsführer Michael Born mittlerweile zurück. »Das ist völlig normal. Jetzt wird geschaut, im März werden die ersten Gespräche mit den potenziellen Neuzugängen geführt. Das läuft bei uns auch nicht anders«, meint der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk.
Borussia Dortmund, Schalke 04 oder Nachbar Arminia Bielefeld - die Liste ist lang, klangvoll und wird immer umfangreicher. Zu Stammgästen sind mittlerweile die Vertreter von Bayer Leverkusen geworden. Der Werksklub verpasste in der Rückrunde noch kein Heimspiel des SCP, Co-Coach Peter Hermann, Torwart-Trainer Rüdiger Vollborn und am Sonntag auch wieder Manager Michael Reschke beobachten in erster Linie Tom Starke. Bei dem Torhüter, der in der Winterpause kam und Lukas Kruse zwischen den Pfosten ablöste, besitzen die Leverkusener noch ein Optionsrecht. Nicht ohne Grund: Es gilt mittlerweile als sicher, dass der Uefa Cup-Sieger von 1988 den hoch dotierten Vertrag mit Stammkeeper Jörg Butt (geschätztes Jahreseinkommen: zwei Millionen Euro) nicht verlängert. Als Nachfolger werden am Rhein Georg Koch (MSV Duisburg) sowie Tomasz Bobel (Erzgebirge Aue) hoch gehandelt - und Tom Starke. Nach Meldungen im »Kölner Express« haben die Leverkusener auch Marcel Ndjeng ins Visier genommen. Paderborns Shootingstar der Hinrunde, der seit einigen Wochen versucht, sich an seine einst überragenden Form wieder heranzukämpfen, steht aber beim SCP noch bis zum 30. Juni 2007 unter Vertrag.
Die Liste der Interessenten für Markus Bollmann (Vertrag läuft aus) wird ebenfalls immer länger. Neben den Erstligisten Arminia Bielefeld und FSV Mainz (Manager Christian Heidl war vor einer Woche in Ahlen) wollte auch Aachens Trainer Dieter Hecking sein Interesse an dem Innenverteidiger nicht leugnen. »Ein sehr interessanter Junge, den man auf der Liste haben sollte«, ließ sich der Ex-Paderborner aber nichts Konkretes entlocken. Überrascht zeigte sich Hecking dagegen von der Entwicklung, die Roel Brouwers hinter sich hat. »Wenn ich daran denke, wie der noch vor einem Jahr bei Roda herumgestolpert ist, kann man jetzt nur großen Respekt vor seiner Leistungssteigerung haben.« Eine Form, die sich längst bis Holland herumgesprochen hat. Roda machte bekanntlich von seinem Optionsrecht Gebrauch und Hecking, der erst vor einer Woche Kerkrade erneut beobachtete, ist sicher: »In dieser Mannschaft kann Roel jetzt ohne Probleme mithalten. Was die können, kann er auch.«
Starke, Brouwers, Bollmann oder Ndjeng werden öffentlich genannt. Spieler wie Dennis Schulp oder David Fall sind zumindest ins Blickfeld gerutscht. Das zeugt davon, wie gut in Paderborn gearbeitet wird, das birgt aber auch eine große Gefahr. »Wenn die Paderborner nicht aufpassen, bricht ihnen im Sommer ganz schnell ein ganzes Korsett weg«, sagt Hecking. Verhindern lässt sich das seiner Meinung nach am Günstigsten durch weiteren sportlichen Erfolg: »Steigst du auf, hast du Ruhe.«

Artikel vom 22.02.2006