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Vom Spitzensport
zur Spielsucht

Frank Schwarz: »Spielend bergab«

Herford (wst). Mit 41 Jahren kann Frank Schwarz auf zwei Karrieren zurückblicken, auf eine konstruktive und auf eine zutiefst destruktive. Seine konstruktive Karriere begann im Sport. Bereits in der Schule war er ein begabter Leichtathlet, dann als junger Mann von 22 Jahren wechselte er in den Wintersport und setzte alles dran, als Bobfahrer in der Nationalmannschaft der DDR aufgenommen zu werden, was ihm auch gelang.

Doch mit 25 Jahren fand Schwarz eine andere Leidenschaft, die sein Leben die folgenden zwölf Jahre bestimmen und ihn beinahe zugrunde richten sollte: das Glücksspiel. Seine Erfahrungen sowohl als Spitzensportler als auch als Glücksspielabhängiger hielt Frank Schwarz in seinem Buch »Spielend bergab. Vom Leistungssport zur Spielsucht« fest, das er jetzt in der Beratungsstelle der Diakonie Herford für Glücksspielabhängige und deren Angehörigen vorstellte.
Im Publikum saßen dabei Menschen, die die Spielsucht und ihre Auswirkungen aus eigener Erfahrung kennen. Die Suche nach den Gründen für seinen Weg in den Spitzensport wie auch in die Abhängigkeit führten Schwarz in die Jahre seiner Kindheit. Obwohl er schon als Schüler sportlich war, fühlte er vor allem Angst. Weder seine Eltern, noch seine Lehrer oder Mitschüler achteten oder respektierten ihn. »Weil sie mir nichts zutrauten, traute ich mir selber nichts mehr zu.«
Mit 22 Jahren packte ihn der Ehrgeiz, als Bobfahrer Mitglied der Nationalmannschaft zu werden. Er trainierte »bis zum Umfallen«. Den Aufnahmetest bestand er mit sehr gut und er erfuhr zum ersten Mal Anerkennung: »Ein tolles Gefühl.« Seine Karriere, die ihn bis zur Teilnahme am Weltcup führte, endete mit der Wiedervereinigung. Der Leistungssportler versuchte noch einen Neustart in einem Bobclub im Sauerland, doch das funktionierte nicht und er fand sich als Hilfsarbeiter in einem Kühlhaus wieder.
Dann lernte er durch seinen Bruder die bunte Welt der Spielautomaten kennen. Sie gaben ihm, was er seit dem Ende seiner Sportlerkarriere vermisst hatte: die Vorfreude, den Spaß, die Faszination. Täglich besuchte er Spielhallen, verzockte Kredite und Geld, das er aus der Unternehmenskasse mitnahm. Schließlich, als er kurz davor stand, als Alkoholiker sein Leben auf der Straße fristen zu müssen, gab ihm seine Lebensgefährtin eine zweite Chance. Sie und die dritte Therapie, die er besuchte, gaben Frank Schwarz die Kraft, aus dem Teufelskreis der Sucht auszubrechen.
Heute arbeitet er Vollzeit in einem Sicherheitsunternehmen. Anerkennung und Erfolg findet er wieder im Zehnkampf, für den er mit großer Begeisterung fünfmal in der Woche trainiert.
Für Glücksspielabhängige gibt es die Infoline % 01801 / 77 66 11.

Artikel vom 21.02.2006