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Neues Konzept im
Median-Klinikum

Spezialstation für neuro-psychiatrische Störungen

Bad Oeynhausen (WB). Das mit dem Ärgern will nicht so richtig klappen. Der Patient, dessen farbige Holzfigur beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel gerade von einem Mitpatienten hinausgeworfen wurde, hat den Sinn des Spiels vergessen.

Für Dr. Volker Bachmann, Leitender Arzt des neu eingerichteten Bereichs Neuropsychiatrie und Oberarzt der Abteilung Neurologie der Weserklinik, ist das eine typische Situation. Nach einem Schlaganfall, einer Hirnblutung, einem Herz-Kreislauf-Stillstand oder einer Schädel-Hirn-Verletzung durch einen Unfall zum Beispiel kann es zu Orientierungsstörungen, schweren Gedächtnisdefiziten, Verlust der Lernfähigkeit und Schwierigkeiten beim planvollen Handeln kommen. Das betreffe häufig auch jüngere Menschen, berichtet der 41-jährige Mediziner. »Zudem zeigen unsere Patienten immer wieder beaufsichtigungspflichtige Verhaltensstörungen und das häufig bei fehlender Krankheitseinsicht.«
Das Grundkonzept für diese Spezialstation brachte er aus Magdeburg mit. Dort haben die Median-Kliniken, zu dieser Gruppe gehört auch die Weserklinik, in einer ähnlichen Spezialabteilung vielen neurokognitiven Patienten zu einer Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben verholfen.
Am Brinkkamp stehen in der neuro-psychiatrischen Spezialstation 16 Betten zur Verfügung, acht davon in einem geschützten Bereich. »Bei mobilen Patienten besteht die Gefahr, dass sie ohne Absprache die Klinik verlassen und sich dadurch selbst gefährden«, erklärt Dr. Bachmann. »Eine Verlegung in eine geschlossene psychiatrische Klinik möchten wir aber unbedingt vermeiden, da diese Patienten aus unserer Sicht nicht typisch psychiatrisch krank sind.« Wichtig ist dem Mediziner, dass die neurologische Rehabilitation auf die jeweils individuelle Symptomatik ausgerichtet ist.
Die wesentlichen Behandlungssäulen dieses Konzeptes, das es in OWL in dieser Form kein zweites Mal gibt, sind: eine fest vorgegebene Tagesstruktur, Anleitung und Aufsicht bei alltäglichen Verrichtungen, Gruppen- und je nach Bedarf zusätzliche Einzeltherapien mit einem speziell ausgebildeten Behandlungsteam. Therapien finden soweit wie möglich im Stationsbereich in vertrauter Umgebung und mit vertrauten Gesichtern statt. Das Pflegepersonal ist in das Konzept einbezogen. Auch abends und am Wochenende bleiben die Patienten nie längere Zeit sich selbst überlassen.
Die frühzeitige Einbindung der Angehörigen ist dem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie besonders wichtig. Hierdurch wird der Rehabilitationsprozess maßgeblich gefördert, berichtet Volker Bachmann. »Unsere Patienten sind primär neurologisch krank und deshalb fühlen wir uns als neurologische Reha-Klinik auch für diese Menschen verantwortlich. Bei uns werden schwierige Patienten, die durch ihre kognitiven Defizite schwer beeinträchtigt sind, nicht weggeschlossen, sondern wir bieten ihnen ein adäquates Behandlungsprogramm an.« Volker Bachmann sagt, er sei sicher, dass auch die Kostenträger erkennen, dass sich dieses kostenintensive Angebot lohne, weil sich häufig der Pflegebedarf der Patienten deutlich verringere und sich ihre Lebensqualität entscheidend verbessern lasse.

Artikel vom 21.02.2006