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»Weitere Hilfe ist versprochen«

OP-Schwester Michaela Schmidt auch in Krisengebieten bei Dr. Emmanouilidis

Bünde-Ahle (-gl-). »Dr. Emmanouilidis ist sehr dynamisch. Sein Ziel bei den Reisen in die Krisengebiete Eritrea, Jemen oder Kongo ist immer, so vielen Menschen wie eben möglich zu helfen.« So charakterisiert Michaela Schmidt (45), OP-Schwester im Lukas-Krankenhaus, ihren ehemaligen Chef. Seit 2002 unterstützt sie den Mediziner der Allgemeinchirurgie bei seinem Engagement für die Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Bei drei Einsätzen in Eritrea und bei einem Besuch im Jemen hat sie »Dr. Emma«, wie er liebevoll genannt wird, assistiert. »Ich helfe ihm weiter, das ist abgemacht«.

Die gebürtige Bielefelderin besuchte in der Leinenstadt Schulen bis zur Fachoberschulreife, um dann eine Ausbildung zur Krankenpflegerin im Städtischen Krankenhaus zu absolvieren. Nach zwei Jahren ließ sie die Ausbildung zur OP-Schwester folgen und assistierte den Ärzten in den Städtischen Kliniken zwei Jahre. 1986 heiratete sie Dietrich Schmidt in Ahle, so dass Bünde zu ihrer Heimat wurde.
Als OP-Schwester war sie im Lukas-Krankenhaus zunächst für alle Abteilungen tätig, übernahm dann aber die Pflegeleitung der allgemeinchirurgischen Abteilung bei Dr. Emmanouilidis. »Fast 15 Jahre habe ich im Lukas-Krankenhaus mit ihm zusammengearbeitet. Über ihn sind ich und andere Kolleginnen in der Abteilung auch mit dem Hammer Forum in Kontakt gekommen. Bei einem Besuch in Hamm informierte sie sich mit Kolleginnen über die Arbeit des Hammer Forums. »Dadurch sprang der Funke über, ich wollte dabei sein, notleidenden und kranken Menschen zu helfen.«
Zunächst bereitete sie die Einsätze mit vor. Das hieß, alte Kleidung aus dem Krankenhaus, Medikamente und Desinfektionsmittel, die über das Lukas-Krankenhaus geordert wurden, in Kisten zu verpacken. »Das geschah dann auch mal in Dr. Emmanouilidis Privathaus im Keller. Auch bei Pharmavertretern konnten wir Medikamente und Einmalabdeckungsmaterialien locker machen. Das war etwa Mitte der 90er Jahre«, erinnert sich die 45-Jährige.
»Dr. Emmas« Ziel war immer, Schwestern aus Eritrea und dem Jemen die Abläufe in einem modernen Krankenhaus zu vermitteln. »So kam die leitende Schwester Tahira aus Eritrea zu einer dreimonatigen Hospitanz nach Bünde ins Krankenhaus, zu der ich freundschaftliche Kontakte knüpfte. Schwester Tahira verabschiedet sich mit dem Wunsch auf ein Wiedersehen in ihrem Heimatland. Ich sagte spontan zu«, erzählt Michaela Schmidt, die auch Kontakte zum Assistenzarzt für Allgemeinchirurgie in Eritrea, Dr. Woldu, geknüpft hatte. »In Eritrea sehen wir uns wieder«, war der Wunsch von allen, und schon bald fragte Dr. Emmanouilidis »seine« OP-Schwester, ob sie ihn nach Eritrea begleiten wollte.
»Ich habe mich im Team unter der Leitung von ÝDr. EmmaÜ sofort wohlgefühlt, die hygenischen Verhältnisse und die Organisation im Krankenhaus von Asmara, der Hauptstadt, waren allerdings katastrophal, während das Krankenhaus vom Hammer Forum keine Wünsche offen ließ«, war ihr erster Eindruck.
Schnell klärte sie mit einheimischen Schwestern organisatorische Abläufe ab. Nach der Devise von ÝDr. EmmaÜ, so vielen Menschen wie möglich in der kurzen Zeit zu helfen, mussten alle mit anfassen. »Die einheimische Mitarbeiterinnen zeigten sich sehr motiviert, halfen mit, wo sie nur konnten. Somit schafften wir ein Ziel des Hammer Forums, die Arbeit in dem Krankenhaus zu optimieren und Standards zu vermitteln«, sagt die Schwester aus Ahle.
Ihr ehemaliger Chef agieret auch unter schwierigen Verhältnissen absolut souverän. Im Team werde die Arbeit für den nächsten Tag besprochen und welche Operationen zu schaffen sind. Schwester Schmidt: »Für alle beginnt der Tag um 6 Uhr und dauert oft bis 24 Uhr mit Visite und Nachsorge. Das ist schon ziemlich hart, bereitet aber auch Freude«.
Teamleiter Dr. Emmanouilidis ist das Vorbild. »Er entscheidet, findet immer eine Lösung und hält das Team zusammen. Man fühlt sich wie ein Schäfchen in der Herde«, bringt die 45-Jährige einen interessanten Vergleich. Sie fühlt sich in Begleitung ihres ehemaligen Chefarztes völlig sicher und geborgen.
Auch ihr Ehemann Dietrich hat sich im Jemen von der segensreichen Arbeit überzeugt: »Der Einsatz, den das Team bringt, das ist schon einmalig.« Ein klares »Nein« aber kommt von ihm zu einer Reise in den Kongo. »Das ist mir zu unsicher, weil dort nur Korruption herrscht«, betont er. »Da muss man dann auf die Familie Rücksicht nehmen«, lenkt Ehefrau Michaela ein, obwohl sie mit »Dr. Emma« auch dort gern den Menschen helfen würde. Zunächst aber gibt es ein Wiedersehen in Eritrea. Im November ist dorthin wieder eine Reise geplant.

Artikel vom 22.02.2006