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»Es besteht kein Grund zur Panik«

Oeynhausener Apotheken sind für den Vogelgrippe-Ernstfall mit Tamiflu gerüstet

Von Victor Fritzen (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Nach wie vor herrscht große Verunsicherung, wenn es um die Vogelgrippe geht. Eine Übertragung des Virus' von Mensch zu Mensch ist bisher nicht nachgewiesen. Die Bad Oeynhausener Apotheken sind jedoch für den Ernstfall gerüstet.

»Wir könnten auf Anhieb etwa 200 Menschen versorgen.« Dr. Ernst-Jürgen Wolter, Leiter der City-Apotheke, reagiert in diesen Tagen ruhig und besonnen, wenn er auf das Thema angesprochen wird. Flaschen, Verschlüsse und Spritzen zum Verkauf des speziellen Impfstoffes, dass die Schweizer Firma Roche nur herausgibt, sollte der Notfall-Plan der Bundesregierung in Kraft treten, hat er bereits gelagert. Im Ernstfall kann er das weiße Tamiflu-Pulver passend dosieren und abfüllen. So würden ausreichend Medikamente vorhanden sein. Der Impfstoff kann entweder als Kapsel oder als Saft eingenommen werden.
Die Alpha-Apotheke an der Herforder Straße hat das Grippe-Medikament Tamiflu derzeit nicht vorrätig, doch Inhaber Walter Horstmann beruhigt: »Im Ernstfall hätten wir Tamiflu innerhalb von zwei Stunden parat.«
Bereits vor den ersten Vogelgrippe-Verdachtsfällen auf der Ostseeinsel Rügen hatte Manfed Felzmann, Inhaber der Brunnen-Apotheke, Tamiflu bestellt und verkauft. »Geschäftsleute, die nach Asien reisen mussten, haben sich das Medikament als Schutz verschreiben lassen«, erzählt Felzmann. Derzeit habe er den Eindruck, dass es eine verstärkte Nachfrage danach gebe. Ein Anruf des Apothekenbesitzers beim Großhändler bestätigte dies: »Die Vorräte sind aufgebraucht.« Auch in der Werre-Park-Apotheke ist der Impfstoff nicht vorrätig, doch auch hier sei man für den Ernstfall gerüstet, wie Inhaberin Roswitha Brentze bestätigte.
33 Euro kostet das Grippe-Medikament, kaufen kann man es jedoch nur mit Rezept. Dass Tamiflu wirklich gegen die Vogelgrippe hilft, ist bisher nicht nachgewiesen. Dr. Hans-Ulrich Jelitto von Hersteller Roche sagte aber, dass trotz fehlender klinischer Daten aufgrund der gesammelten Erkenntnisse angenommen werde, dass Tamiflu gegen jeden Grippevirus-Typ wirksam ist - einschließlich des Stammes H5N1. Voraussetzung sei nur, dass das Medikament spätestens 48 Stunden nach Beginn der Infektion eingenommen werde.
In einem Punkt sind die heimischen Apotheker einer Meinung: Panikmache sei im Moment absolut unangebracht. Manche Menschen erwägen derzeit, sich auf Vorrat ein Grippemittel zu kaufen, damit sie es bei ersten Symptomen sofort parat haben. Sie fürchten, dass diese Arzneien ausverkauft sein könnten, wenn plötzlich Panik ausbricht und alle zur Apotheke hasten. Doch Roche-Pressesprecher Jelitto beruhigt: »Es gibt keinen Grund zur Panik.
Um die große Nachfrage zu befriedigen, produziert Roche Tamiflu derzeit Tag und Nacht. »Wir liefern rund um die Uhr Tamiflu an den Großhandel aus«, berichtet Hans-Ulrich Jelitto. Diese Menge würde die Nachfrage ohne Probleme decken können. »Der Nachschub ist gesichert, wir werden unsere Kapazitäten noch einmal ausweiten«, sagte Jelitto. Sollte in einer Apotheke das Medikament doch mal ausverkauft oder kurzzeitig vergriffen sein, so gebe es sicher andere in der Nachbarschaft, wo Tamiflug erhältlich sei. Selbst wenn es zu einer Pandemie durch einen von Mensch zu Mensch übertragbaren Vogelgrippevirus kommen sollte, was noch nicht abzusehen ist, sollten die Vorräte reichen.

Artikel vom 21.02.2006