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»Gassenhauer« begeistern Publikum

85. Kammermusikabend im Gemeindehaus

Spenge (tm). Zum 85. Kammermusikabend hat das Kulturamt am Sonntag eingeladen. Zu Gast waren die Klarinettistin Andrea Pommer, die kürzlich ihr Examen an der Detmolder Musikhochschule bestand und jetzt an der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) musiziert, die Pianistin Julia Golkhovaja und der Solocellist Tatsuki Watanabe, der zehn Jahre lang ebenfalls in der NWD war und nun in seine Heimat zurückkehren wird, wo er die Stelle im renommierten »Tokio Philharmonic Orchestra« besetzen wird.
Die drei Musiker präsentierten zunächst Beethovens »Gassenhauer-Trio« B-Dur op.11, das sich aus drei Sätzen zusammensetzte, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten. Mit einem gewaltigen Anfangsakkord setzten Klavier, Klarinette und Violoncello gleichzeitig ein, um im »Allegro con brio« in ein dynamisches Wechselspiel zwischen den drei Stimmen und unterschiedlichen Geschwindigkeiten überzugehen.
Im erheblich langsameren »Adagio«-Satz sorgte das Arrangement der sich imitierenden Stimmen ebenfalls für Spannung, die die Musiker gekonnt und gefühlvoll umsetzten. Filigrane Einzeltöne wechselten sich mit satten Akkorden ab, bei denen die einzigartige Klangfarbe der drei harmonierenden Instrumente hervorragend zur Geltung kam. Der »Allegretto«-Variationensatz unterstrich den fröhlichen Gassenhauer-Charakter des Trios und gab den drei Musikern Gelegenheit, sich solistisch, im Duo oder als Trio zu profilieren.
Weiter ging es mit der Kreisleriana für Klavier, op. 16, dem wohl bedeutendsten Klavierwerk von Robert Schumann, das er in Zeiten tiefster Depression komponierte, und vom Kapellmeister Kreisler aus E.T.A. Hoffmanns Roman vom Kater Murr. Durch die acht dargestellten Fantasien »Äußerst bewegt«, »Sehr innig«, »Sehr aufgeregt«, »Sehr langsam«, »Sehr lebhaft«, »Sehr langsam«, »Sehr rasch« und »Schnell und spielend« arbeitete sich Julia Golkhovaja mit viel Gefühl, akzentuierte kunstvoll die dramatisch schnell wechselnden musikalischen Gemütsebenen. Nach einer kurzen Pause betrat Tatsuki Watanabe alleine die Bühne und erklärte sein nächstes Stück. Es handelte sich um ein »Bunraku« für Violoncello. »Das ist ein japanisches Puppentheater für Erwachsene oder auch eine kleine Form des Kabuki, der japanischen Oper. Normalerweise gibt es darin einen Erzähler und den Shamisen-Spieler, das ist ein traditionelles japanisches Saiteninstrument. Beide imitiere ich mit dem Violoncello«, erklärte Watanabe. Der Komponist Toshiro Mayuzumi gehöre zu seinen Lieblingskomponisten, und auch bei den rund 50 Musikinteressierten im Spenger Gemeindehaus kamen die fernöstlichen Klänge gut an.
Zum Schluss rundeten Andrea Pommer und Julia Golkhovaja an Klarinette und Klavier mit der Sonate f-Moll op. 120 von Johannes Brahms das Programm ab, die mit ihren vier Sätzen »Allegro appassionato«, »Andante un poco adagio«, »Allegretto grazioso« und schließlich »Vivace« ebenfalls Abwechslung garantierten.

Artikel vom 21.02.2006