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Milchbauern finden:
»Geiz ist nicht geil«

Landwirte suchen in Brakel nach Perspektiven

Von Michael Robrecht
Kreis Höxter/Brakel (WB). »Geiz ist nicht geil, denn Erzeugerpreise von 26 Cent oder weniger sind bei Produktionskosten von 30 bis 32 Cent je Liter Milch nicht kostendeckend.«

Das beklagen Dr. Herbert Quakernack (WLV), Stefan Lages (Milchsprecher), Arnold Weßling (Vors. Milchausschuss), Jürgen Heinemann (VIF Brakel) und Hans-Josef Hanewinkel (Geschäftsführer Landwirtschaftlicher KV Höxter).110 Landwirte aus dem Kreis Höxter sollten sich bei einer Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes und des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen mit der Entwicklung auf dem Milchmarkt in Brakel beschäftigen. Viele reiben sich mit Blick auf ihre Perspektiven nur noch die Augen: »Wir müssen den Betrieben, die noch da sind, Perspektiven geben«, nennt Geschäftsführer Hans-Josef Hanewinkel den Sinn solcher Treffen. Bei den Landwirten gebe es mit Blick auf die Überproduktion auf dem EU-Milchmarkt oft Wut und Resignation, aber auch die trotzige Haltung »da müssen wir durch, das packen wir«.
Für viele - besonders für die ab 50-Jährigen - gebe es anders als in den 60er und 70er Jahren mit Blick auf den Arbeitsmarkt kaum eine Chance für einen beruflichen Umstieg, weiß Arnold Weßling (WLV Milchausschuss). Gehe die Entwicklung bei der Milch so weiter, dann werde das größere Strukturverschiebungen zur Folge haben: »Es gibt ein Höfesterben, es gibt immer weniger Milcherzeuger, junge Leute übernehmen die Milchviehhaltung erst gar nicht mehr«, so Weßling.
»Im Kreis Höxter gab es bei der letzten Zählung vor zwei Jahren noch 351 Milchviehhalter mit 10 107 Kühen, 1987 waren es noch 1317 Milchviehhalter mit 20 850 Kühen«, rechnet Hans-Josef Hanewinkel vor. Die Zahl aller landwirtschaftlichen Betriebe ging im Kreis von 3537 im Jahr 1987 auf 2052 in 2003 (-42%) zurück. In NRW haben seit 1980 drei Viertel der Milchbauern aufgegeben.
Nach Ansicht der Milchproduzenten ist das größte Problem auf dem Milchmarkt, dass die europäischen Quotenmengen nicht so angepasst wurden, dass Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht stehen. Der WLV beklagt, dass die Strategie der Milchseen angewandt werde, um einen niedrigen Milchpreis in der EU zu erhalten. Die EU-Kommission wolle EU-Nievau auf Weltmarkthöhe senken. Die Milchquote ist bis 31. März 2015 festgeschrieben. Die Bauern fordern unmissverständlich die Erhöhung des Milchpreises und die Bekämpfung der Schwarzmilchproduktion. Eine Verlängerung des Quotensyst ems über 2015 hinaus wird abgelehnt. Eine Anschlussregelung müsse aber zuvor erarbeitet werden.

Artikel vom 20.02.2006