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Im Kirchenkreis läuten Alarmglocken

Einnahmeverlust von 1,8 Millionen Euro - Abbau von sieben Pfarrstellen bis 2012


Kreis Gütersloh (rec). Der evangelische Kirchenkreis Gütersloh muss in diesem Jahr mit 1,8 Millionen Euro weniger auskommen als im Vorjahr. Das Defizit schlägt mit gut 17 Prozent auf die dem Kirchenkreis angeschlossenen 18 Gemeinden zwischen Beckum und Bielefeld durch. Auf wieviel weniger Geld jede Gemeinde verzichten muss, hängt davon ab, auf welche Standorte sich die insgesamt 116 000 Mitglieder verteilen.
So schrumpft der Zuschuss an die evangelische Kirche in Gütersloh um rund 125 000 Euro, an den Gemeindeverband Brackwede um 180 000 Euro. Wichtigster Grund für den Aderlass ist die schrumpfende Zahl Kirchensteuer zahlender Mitglieder. Seit dem Jahr 2000 verlor die evangelische Kirche in Westfalen rund 142 000 Mitglieder. Bis zum Jahr 2011 wird dieser Verlust in der ungünstigsten Prognosen-Variante auf rund 300 000 Mitglieder wachsen (siehe Grafik). »Das entspricht knapp zehn Prozent unserer heutigen Mitgliederzahl. Unsere Einnahmen aus der Kirchensteuer werden in diesem Zeitraum um bis zu 50 Prozent schrumpfen. Das sind drastische Zahlen«, sagte Superintendent Dr. Detlef Reichert während einer Pressekonferenz zur Finanzsynode des Kirchenkreises in Bielefeld-Ummeln.
Noch steht nicht einmal fest, wie das Defizit des laufenden Jahres finanziert werden kann. Ein Griff in die Rücklagen wie im vergangenen Jahr sei ausgeschlossen. Eine eher nachhaltige Wirkung dürfte der Beschluss der Synode entfalten, sieben Pfarrstellen bis zum Jahre 2012 abzubauen. Fünf Stellen würden durch reguläre Pensionierungen gespart. Weitere Stellen seien durch Umverteilungen zu gewinnen. So solle künftig ein Pfarrer auf 2700 Gemeindemitglieder kommen. Betriebsbedingte Kündigung von Pfarrern sind ausgeschlossen - sie genießen eine beamtenrechtliche Stellung. Eine Pfarrstelle schlägt in der Kalkulation mit Kosten von etwa 87 000 Euro pro Jahr zu Buche.
Ferner sollen künftig jene Beträge, die für den Religionsunterricht an Schulen gezahlt wurden, auf die Pfarrstellen angerechnet werden. Bisher war dieser Betrag ein Zusatzverdienst der Pfarrer, die meist nur zu einer halben oder dreiviertel Stelle beschäftigt waren. Sparpotenzial eröffnen auch die verschiedenen Referate auf der Kirchenkreis-Ebene. So sind die Referate für Kindertagesstätten und Jugend gegenwärtig nicht besetzt. Ob das so bleiben soll, darüber wird eine Sondersynode des Kirchenkreises am Freitag, 31. März, entscheiden.
»Am Ende geht es nur noch um Stellen und damit um die Frage, was der Kirchenkreis überhaupt noch leisten soll«, sagte Verwaltungsleiter Bernd Zirbes. Als Instanz zwischen Landeskirche und einzelner Gemeinde hat der Kirchenkreis keine Kirche und kein Gemeindehaus, das er verkaufen könnte. Für die Gemeinden nimmt er unter anderem Aufgaben wie die Friedhofsverwaltung oder die Verwaltung von Kindertagesstätten wahr - seit einem Jahr wird diese Arbeit auch für den Kirchenkreis Halle miterledigt. Schließlich versucht der Kirchenkreis über die Zuweisung von Steuereinnahmen und Pfarrstellen, eine gerechte Verteilung von Aufgaben und Lasten innerhalb der 18 Gemeinden herzustellen.

Artikel vom 20.02.2006