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16 Spiele Zeit zur Eigenwerbung

Wen kann Weber gebrauchen? - FCG-Coach muss Druck auf den Kader erhöhen

Gütersloh (dh). Gut, es war das erste Pflichtspiel im neuen Jahr. Da drischt kein Trainer gerne auf sein Team an. Auch wenn es beinahe alles schuldig blieb, was sich alle im Vorfeld erhofft hatten. Wohltuend daher die deutliche Kritik des tatenlos und fassungslos zusehenden Kurtulus Öztürk am unzureichenden Auftritt des FC Gütersloh 2000 beim 2:4 in Lippstadt, während Dr. Jörg Weber die Leistung schön zu reden versuchte.

Denn in einem Punkt waren sich nahezu alle Beobachter einig: Bei konsequenter Chancenverwertung hätte das Oberliga-Schlusslicht die Fünf-Tore-Differenz aus dem mit 1:6 verlorenen Hinspiels locker egalisieren können. Das Prädikat »Tabellenletzter« wird dem SVL indes wohl nicht mehr lange anhaften. Denn mit der personellen Aufrüstung im Winter haben die Mannen von Heinz Knüwe derart an Qualität zugelegt, dass sie die Abstiegszone schon bald verlassen dürften.
Dass der FCG an Qualität zulegen muss, um seinen hohen Ansprüchen zumindest in der kommenden Saison gerecht zu werden, ist nicht erst seit Freitagabend bekannt. Wohl aber lieferte die vollauf verdiente Niederlage einmal mehr deutliche Fingerzeige, welche Spieler den Dalkestädtern auf dem angestrebten Weg in die Regionalliga nicht sonderlich behilflich sein dürften.
Während Marco Antwerpen und Sören Brandy ihre insgesamt vier guten Möglichkeiten zwischen der 10. und 20. Minute allesamt ausließen, zeigte der aufgrund seiner neuerlichen Verletzungspause nicht einmal zu 100 Prozent fitte Marcus Fischer während seiner 22-minütigen Einsatzzeit, wie es geht. Nicht nur, dass der 25-Jährige seinen zehnten Saisontreffer erzielte. Fischer hätte nach einem Mega-Bock von Jürgen Reckordt in der Nachspielzeit beinahe noch den überaus schmeichelhaften Ausgleich für den FCG erzielt. Ein Fischer in Topform ist im Angriff absolut gesetzt.
Gleiches gilt für Dirk Flock und Tibor Nadj im Mittelfeld, während das neue System mit zwei defensiven Mittelfeldakteuren am Freitag schief ging. Marinko Miletic konnte keineswegs die tragende Rolle im Spielaufbau erfüllen, die Weber ihm zugedacht hatte. Trotz seines bislang wohl schwächsten Spiels im FCG-Dress ist der 28-Jährige indes als feste Figur im Konzept des Trainers anzusehen.
Sorgenkind ist hingegen eindeutig die Defensive. Galt bislang Deniz Sahin in der Innenverteidigung als unverzichtbare Größe, so leistete sich der Abwehrchef am Freitag einige grobe Patzer. Dem steht allerdings gegenüber, dass auch Sahin in der Vergangenheit mit Verletzungen zu kämpfen hatte und ihm die Sicherheit daher womöglich ein wenig abhanden gekommen ist. Definitiv neu besetzen muss der FCG den Platz neben Sahin.
Solide Arbeit wird derzeit auf den Außenbahnen der Vierer-Abwehrkette geleistet - mehr aber auch nicht. Zu wenig für gehobene Oberliga- oder gar Regionalliga-Ansprüche. Eine Rückkehr von Kurtulus Öztürk, der nach eigenen Angaben in zwei Wochen wieder fit sein wird und sein Comeback für die Auswärtspartie in Erkenschwick anpeilt, wird sehnsüchtig erwartet.
Dass sich Dr. Jörg Weber nach dem ersten Spiel des Jahres noch vor seine Mannschaft stellt, ist legitim. Die verbleibenden Partien der Rückrunde sollte der FCG-Coach indes durchaus dazu nutzen, den Druck auf den Kader zu erhöhen und auch mal vermeintlich unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Denn nur dann wird der 40-Jährige erkennen können, auf wen er im kommenden Jahr wirklich setzen kann. Dass »der Doktor« unbedingt noch Platz drei im Endklassement erreichen will, ist löblich. Aber ob der FCG am Ende wirklich Dritter oder vielleicht nur Achter wird, interessiert im Hinblick auf das große Ziel Regionalliga eigentlich niemanden so wirklich.

Artikel vom 20.02.2006