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Jedem Weserdorf wieder sein Boot

Norbert Pirone (72) will auf Tonenburg Lattenschiff bauen und sucht Mitstreiter

Von Wolfgang Braun
Albaxen (WB). Bis in die Nachkriegszeit hinein bestimmten Lattenschiffe das Bild der Weserdörfer. Norbert Pirone (72) will am Flussufer bei der Tonenburg diese Tradition zu neuem Leben erwecken.

»Ich bin als Kind noch zum Schwimmen auf die Weser mit solch einem Boot 'rausgefahren«, erinnert sich der »Burgherr« der Tonenburg, die jetzt zu dem beliebtesten Motorradfahrer-Treffpunkten Norddeutschlands gehört. Zusammen mit seiner 70-jährigen, aber ebenso rüstigen Gattin Paula, betreibt er dieses Hotel.
Norbert Pirone wurde 1933 in Herstelle geboren und hatte seine Kindheit an diesem Fluss verbracht.
Die recht primitiven Wasserfahrzeuge wurde zum Fischen, zum Ausbringen der Aalkörbe oder Netze verwendet. »Viele Weseranrainer hatten Felder auf der jeweils anderen Flussseite. Sie transportierten mit dem Booten Heu, Feldfrüchte oder gar auch Vieh«, lässt Norbert Pirone Bilder aus seiner Kindheit lebendig werden. Oder: »Wir Jungs ließen uns mit dem Boot von einem Dampfer bis nach Karlshafen ziehen und ruderten dann zurück.« Viele alte Stiche mit Wesermotiven zeigen noch solche Flachschiffe, die sogar auch ein Segel setzen konnten.
Im niedersächsischen Heinsen an der Grenze zu NRW hatte er jetzt einen solchen Holzkahn wiedergesehen. Seine Idee: »An das Gelände der Tonenburg grenzt neben dem Radweg R1 ein Stück Weserufer. Hier bei der Kanustation werden wir ein Lattenschiff vor Anker gehen lassen.« Unter anderem soll es dazu dienen, dass den Tonenburg-Gästen eine zusätzliche Attraktion geboten wird.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Norbert Pirone diese Initiative ergreift. Denn er möchte mit dieser Bauaktion, mit der er im Sommer auf dem Hof der Tonenburg beginnen will, auch andere Interessenten ansprechen und vor allem zur Nachahmung anregen: »Es wäre doch schön, wenn in Stahle, Lüchtringen, Wehrden oder Würgassen am Weserufer wieder Lattenschiffe ankerten«, davon ist der »Weserjunge« überzeugt. (Kontakt: Norbert Pirone, % 05271-921182)
»Ich suche Männer, die mit mir auf der Tonenburg das erste dieser Boote wieder bauen und dann ihr Wissen in ihren Heimatdörfern umsetzen«, will er Begeisterung für diese ungewöhnliche Idee wecken. Fachmännische Hilfe wird sein Schwiegersohn Reiner Kuckuck leisten, der als Tischler vom Fach ist.
Bei den Planungen für dieses Flachboot, das etwa sieben Meter lang und 60 Zentimeter hoch werden soll, konnte Norbert Pirone ebenfalls auf Experten-Hilfe bauen. Sein Freund Ferdinand Kloppmann (73) aus Herstelle hatte das Modell fertiggestellt und die Pläne für die »Tonenburg« - so soll das Schifflein heißen - angefertigt. Der gelernte Stellmacher hatte in einer Würgassener Firma, die sich unter anderem auf Bootsreparaturen spezialisiert hatte, aber auch in einer Bremer Werft, die die ersten Schnellboote der Bundesmarine gebaut hatte, gearbeitet.
Wegen der geringen Gewichts soll das Lattenschiff aus Lärche erstellt werden. Die Stämme werden heute im Solling ausgesucht: »Sie werden am 27. oder 28. März geschlagen. Denn dann steht der Mond für die Qualität des Holzes günstig«, nutzt Kloppmann eine alte Holzbauererfahrung.

Artikel vom 20.02.2006