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Ein Blick in unsere jüngere Vergangenheit

Vortragsreihe fortgesetzt - Wissenschaftler Dr. Werner Best referierte über Wallburgen

Hüllhorst (he). Wieder mal platzte das Hüllhorster Heimatmuseum nahezu aus den Nähten. An die 60 interessierte Bürger verfolgten gespannt den Vortrag von Oberkonservator Dr. Werner Best vom Westfälischen Museum für Archäologie. Der Experte bemerkte zu Beginn seines Vortrages, dass er überwältigt sei vom großen Interesse. Einen solchen Besucherandrang erlebe er nichtg ganz so oft; umso erfreuter sei er.

Dr. Werner Best beschäftigte sich mit dem Thema Wallburgen. Sie gehören zu den prägenden obertätigen Bodendenkmälern der archäologischen Landschaft Ostwestfalens. Ihre Mehrzahl ist auf den Kämmen des Wiehengebirges und der Egge im Norden, dem Weserbergland im Osten auf den nördlichen Ausläufern des hessischen Berglandes in der Diemelregion zu suchen. Insgesamt kann man 16 Anlagen dem Frühmittelalter, zwei aus der Zeit der römischen Okkupation und elf der vorrömischen Eisenzeit zuweisen. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Anlagen, die nicht oder nur schlecht datierbar sind. Bei seinen Ausführungen konzentrierte sich Dr. Best auf vier Anlagen, in den in den vergangenen Jahren unter seiner Anleitung Ausgrabungen stattfanden.
Zu Beginn seines Vortrages widmete sich Dr. Best der »Hünnenburg« bei Borchen-Gellinghausen im Kreis Paderborn. Diese eindrucksvolle Ringwallanlage ist aus der vorrömischen Eisenzeit. Sie gehört zu den besterhaltenen Wallanlagen in Westfalen. Im dritten und zweiten Jahrhundert v. Chr. residierten ohne Zweifel wohlhabende Herren über dem Altenautal in einer stark befestigten Burg, die einem Angriff aber offensichtlich nicht standhalten konnte. Ob die Auseinandersetzung auch das Ende der Herrschaft markierte, muss allerdings offen bleiben. Ebenso die Frage, welche Herren im frühen und hohen Mittelalter die Hünenburg erneut aus- und umbauten und wann diese Aktivitäten im einzelnen stattfanden. Sicher ist nur, die Hünenburg war nicht als so genannte Fliehburg konzipiert, die ausschließlich in Zeiten der Not Schutz bot. Zahlreiche Spuren deuten auf unterkellerte Häuser hin, die mit Sicherheit als Wohnunterkünfte zu deuten sind.
Die Wallburg Gaulskopf in Warburg-Ossendorf im Kreis Höxter hat sicherlich eine besondere Rolle in den fränkisch-sächsischen Auseinandersetzungen gespielt. Mit einer Länge von etwa 300 Metern und einer Breite von 100 bis 150 Metern gehört sie zu den größten frühmittelalterlichen Burgen Ostwestfalens. Vor allem der mächtige, an der Basis bis zu zehn Metern breite Wall, der den Bergsporn nach Westen abschirmt, gehört zu den charakteristischen Merkmalen. Aber auch im Osten oder Süden sind die Wälle gut erhalten. Die Burg wurde als Holz-Erde-Befestigung in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtet. Die kontinuierliche Nutzung im 10. Jahrhundert kann als gesichert gelten.
Wandert man auf dem Kamm des Wiehengebirges vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal etwa zwei Kilometer nach Westen, trifft man auf den östlichen Wall der Wittekindsburg. An der Nordflanke der Burg ist die Umwehrung direkt neben dem Wanderweg vollständig erhalten. Bei Ausgrabungen 1991 wurde das Fundament einer Kreuzförmigen Kirche gefunden. Die Frage nach dem Alter der Kirche ist schwer zu beantworten. Da die meisten vergleichbaren Kirchen im 10. und 11. Jahrhundert errichtet wurden, kann man diese auch dort datieren.
Zum Abschluss seines Vortrages ging Dr. Best noch auf die Babilonie in Obermehnen ein. Dort gab es in den Jahren 1905, 1929/30, 1936 und 1939 Grabungen durch Prof. Langewiesche, später im Jahre 1952 durch H. Lange und 1981 durch Dr. Günter. Es handelt sich um einen offenen Siedlungsplatz und eine mehrperiodige Wallburg, die seit der frühen vorrömischen Eisenzeit bis ins Mittelalter reicht. Sie ist zwölf Hektar groß. Es wurde einiges gefunden. Am Ältesten ist eine Gussform, die man in das 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. einordnen kann.
Die Kosten der Veranstaltungen trugen die VHS Lübbecke und die Heimatvereine Hüllhorst und Schnathorst. Museumsleiter Dr. Eckhard Struckmeier war sehr erfreut: »Diese hohe Besucherzahl zeigt, dass die Hüllhorster an Geschichte interessiert sind.«
Dieser Vortrag war bereits der vierte in der von Museumsleiter Dr. Eckhard Struckmeier ins Leben gerufenen Reihe. Interessierte Bürger können sich auch schon auf ein weiteres Referat im Heimatmuseum freuen. Im November wird Reinhard Umlauft vom Heimatverein Löhne zum Thema »Genealogie-Ahnenforschung« referieren. Bereits am 9. März startet ein VHS-Kurs zu diesem Thema. Anmeldung kann man sich im Hüllhorster Rathaus.

Artikel vom 20.02.2006