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Kleingewerbe wird zum Streitfall

Wolfgang Vogt sieht Autohandel als Chance - Stadtverwaltung hat Bedenken

Von Claus Brand (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Das Echo ist geteilt: Während Wolfgang Vogt auf immer mehr Kunden verweist, wächst der Widerstand gegen sein Tun auf dem gemieteten Gelände an der Hermann-Löns-Straße: Wolfgang Vogt handelt mit Schrott und nimmt alte Elektro-Geräte und Fahrräder an. Das Bauordnungsamt hat bei einer Besichtigung nun Bedenken dagegen angemeldet, dass er dort auch noch mit Autos handelt.

»Für ihn gelten die gleichen Gesetze wie für alle anderen Gewerbetreibenden. Die laufenden Gespräche der Stadt dienen der Klärung des Sachverhalts.« Auf diese kurze und knappe Aussage hat sich gestern Stadtsprecher Rainer Printz zurückgezogen. Nach dem WESTFALEN-BLATT vorliegenden Informationen hat es aber vermehrt Beschwerden über den Zustand des Grundstücks und das Handeln von Vogt gegeben.
Zum verbalen Schlagabtausch ist es nach Vogts Darstellung beim Besuch eines Mitarbeiters des Bauordnungsamtes am Mittwoch gekommen. Er habe ihm erklärt, dass der Handel mit Autos auf diesem Grundstück nicht zulässig sei. Vogt: »Nach der Bemerkung, ihm sei es völlig egal, ob ich wieder Hartz-IV-Empfänger werde, habe ich ihn des Grundstücks verwiesen.« Der Mitarbeiter der Stadtverwaltung habe vom Bürgersteig aus noch Fotos gemacht. Diese Darstellung des 45-Jährigen, der sich zum 1. März als Hartz-IV-Empfänger abgemeldet hat, ließ der Stadtsprecher unkommentiert.
Wolfgang Vogt erklärte: »Notfalls mache ich hier auch ohne die Autos weiter.« Derzeit stehen sechs Pkw auf dem Grundstück, die zum Verkauf angeboten werden. Vogt: »Auf Kommission. Findet sich ein Käufer, bekomme ich eine Provision.« Derzeit würden pro Woche etwa zwei Fahrzeuge den Besitzer wechseln.
Gerne würde er in eine alte Fabrikhalle einziehen. »In Bad Oeynhausen stehen doch so viele solcher Gebäude leer, an der Heinrichstraße oder aber auch der ehemalige Betriebshof des Staatsbades an der Brunhildestraße.«
Nach einem Standortwechsel würde er einen Zerlegebetrieb für Altfahrzeuge aufmachen. »Dann würde ich sogar Leute einstellen.« Nächster Schritt ist für ihn zunächst seine Gewerbeanmeldung beim Ordnungsamt der Stadt. Dazu sagte der Stadtsprecher: »Es sind gleich mehrere Anträge zu stellen. Mehr sagen wir dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht.«
Für die Abholung von Schrott und ausrangiertem Hausrat hat Wolfgang Vogt sich am 1. Februar für 900 Euro einen VW-Pritschenwagen gekauft. Die Hälfte des Preises ist bezahlt. »Der Rest wird diesen Freitag fällig.« Einen kleinen Piaggio, den er umsonst bekommen hat, will er für den Transport von Grün-Abfällen und -schnitt gegen Entgelt nutzen.
Ein Wechsel ist bereits fest geplant: Zum 1. März werden Wolfgang Vogt und seine Frau Hiltrud (53) von der provisorischen Unterkunft an der Hermann-Löns-Straße in eine 50-Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Albert-Rusch-Straße ziehen.
Im vergangenen Sommer hatte der mit seiner Baufirma 2002 in Insolvenz gegangene Dachdecker mit der kostenlosen Annahme von Fahrrädern begonnen. Inzwischen hat ein Händler aus Polen die mehr als 100 Drahtesel gekauft und abgeholt. Vogt kritisiert die Stadt in diesem Zusammenhang: »Ich habe im vergangenen Sommer mit allen Stellen gesprochen. Schon damals hätte man mir doch sagen können, dass das hier auf dem Grundstück nicht geht. Dann hätte ich mir die ganze Mühe gespart.«
Nicht bestätigen wollte die Stadt gestern seine Angabe, dass sich vor rund drei Wochen das Umweltamt vor dem Hintergrund der dort abgestellten Fahrzeuge das Grundstück angeschaut und keine Bedenken gehabt habe.

Artikel vom 17.02.2006