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Psychoterror
beim Putzen

Stadt Minden kündigt Firma Stoll

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen/Minden (WB). Mit schweren Kreislaufstörungen und Herzkammerflimmern musste eine Reinigungskraft der Firma Stoll Gebäudeservice ins Krankenhaus gefahren werden. Grund: Der Hausmeister an ihrem Arbeitsplatz, dem Mindener Besselgymnasium, hatte die Stoll-Mitarbeiterin beständig gemobbt.

So beschrieb es gestern Firmensprecherin Barbara Pape im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Seit September 2004 putzen vier bis fünf Stoll-Mitarbeiter die Schule. Von Anfang an habe der Hausmeister Probleme mit der Vergabe der Reinigung gehabt, berichtet Barbara Pape: »Er war mit nichts zufrieden, hat immer etwas zu meckern gehabt.« Auch die Bemühungen des Unternehmens, die Wünsche des Hausmeisters bei der Schulreinigung zu berücksichtigen, schlugen fehl. Arbeiten wurden unterlaufen und boykottiert. Eine Mitarbeiterin habe sogar wegen der Situation in Minden gekündigt und schriftlich begründet: »Der Knackpunkt ist der Hausmeister.«
Wie die Firma Stoll darstellt, gab es wegen der Probleme mehrfach Gespräche mit Schule und der Stadt - was die Zusammenarbeit mit dem Hausmeister allerdings jeweils verschlechterte. Er habe gegenüber den Stoll-Mitarbeitern sogar gedroht, er werde schon dafür sorgen, dass sie den Arbeitsplatz verlieren.
Am 8. Februar kam es nun zum Zusammenbruch der 55-jährigen Mitarbeiterin aus Stadthagen. Sie wurde mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren, inzwischen wieder entlassen, muss aber in der kommenden Woche erneut in Behandlung -Êin die Herzklinik Bad Oeynhausen. »Sie hatte schon einmal einen Kreislaufkollaps nach einer Auseinandersetzung in Minden«, sagt die Firmensprecherin. An ihrem früheren Arbeitsplatz, einer Schule in Bückeburg hatte sie aber keinerlei Fehlzeiten und putzte stets zur vollsten Zufriedeheit von Gebäudeservice und Auftraggeber. Die ständige unberechtigte Kritik an ihrer Arbeit sei ihr wohl leider im wahrsten Sinne des Wortes zu Herzen gegangen.
Nach einem letzten Gespräch am 9. Februar sah sich dann Firmenchef Peter Stoll veranlasst, sich schriftlich beim Mindener Bürgermeister zu beschweren. »Wir müssen uns schützend vor unsere Mitarbeiter stellen«, so Barbara Pape. Die Reaktion der Stadt war die fristlose Kündigung des Reinigungsvertrages.
Diese Kündigung zum 28. Februar bestätigte Gerald Schüler, Fachbereichsleiter der Städtischen Betriebe Minden. Zu den Hintergründen wollte er aber nicht öffentlich Stellung nehmen: »Die Firma Stoll hat ja noch das Recht, Einspruch gegen die Kündigung zu erheben.«

Artikel vom 17.02.2006