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»Viele Bürger haben dem
Zirkus bereits geholfen«

Helga Berg: nicht auf die Tränendrüse drücken

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Helga Berg ist enttäuscht vom »Circus Sperlich«. Die Vorsitzende des Sozialverbandes (SoVD), Ortsverband Schloß Holte-Stukenbrock, vermisst Worte des Dankes an die vielen Einwohner der Stadt, die dem Zirkus bereits geholfen haben.

Es entstehe der Eindruck, dass der Zirkus nur herausstellt, wie schlecht es ihm geht. Doch das sei nicht die ganze Wahrheit. »Der Zirkus darf nicht nur auf die Tränendrüse drücken. Ich habe den persönlichen Eindruck, die Familie will gar nicht nach Verl weiter ziehen«, sagte Helga Berg im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Die Zirkus-Chefin Tanjela Sperlich habe ihr gestern gesagt, in Verl sei die Wiese zu nass. So würden immer Argumente zum Bleiben gefunden. Einen anderen Standort, der von der Stadt angeboten wurde, hätten die Zirkusleute zuvor wegen der Nähe zu den Asylbewerberheimen abgelehnt.
Helga Berg erläuterte, wie dem »Circus Sperlich«, der seit November auf dem Pollhansplatz sein Quartier aufgeschlagen hat, bereits geholfen wurde. Anfang Dezember habe sie von der schwierigen Situation der Zirkus-Familie erfahren. Bereits am 12. Dezember sei beim Sozialverband Geld für Tierfutter gesammelt worden. Sie habe das Geld übergeben und sich dann bei Bürgermeister Hubert Erichlandwehr dafür eingesetzt, dass der Zirkus noch auf dem Platz bleiben könne. »Bürgermeister und Ordnungsamtsleiter Ferdinand Lakämper haben wirklich beide Augen zugedrückt, damit das geht«, betonte Helga Berg. Der Zirkus habe ganz am Anfang aber ursprünglich zugesagt, nur 14 Tage bleiben zu wollen. Die Stadt habe sogar ermöglicht, dass eine Vorstellung gegeben werden konnte.
Sie selbst habe, da sie Presbyterin ist, die Schwierigkeiten des Zirkus' in der evangelischen Kirchengemeinde angesprochen. »Ganz schnell und unbürokratisch haben Sperlichs daraufhin finanzielle Unterstützung von der Evangelischen Kirche erhalten.« Zudem seien weitere Personen wegen einer möglichen Unterstützung angesprochen worden. Insgesamt sei so einiges an Lebensmitteln, Textilien und Geld für den Zirkus zusammen gekommen. Natürlich sei die Situation für die Familie auch wegen der hohen Reparaturkosten schwierig, doch vorhandene Hilfsbereitschaft dürfe nicht ausgenutzt werden.
Helga Berg will mit ihrer Schilderung dem Eindruck entgegentreten, dass die Schloß Holte-Stukenbrocker nicht genügend Spendenbereitschaft zeigten, wie Margot Erdbories (Bericht am 14. Februar) das vermutet hatte. »Viele Menschen haben dem Zirkus bereits geholfen, dafür muss man ihnen danken.«
Mit dem Zirkus beschäftigten sich sogar die Stadträte am Rande ihrer jüngsten Ratssitzung, wie in der gestrigen Ausgabe berichtet. Der CDU liegt ein Angebot vor, die Zirkuswagen nach Verl schaffen zu lassen. Bisher hatte Zirkus-Chefin Tanjela Sperlich argumentiert, dass wegen des fehlenden Lastwagens ein Weiterziehen unmöglich sei. Dieser Lastwagen ist zwar repariert, die Zirkusleute können allerdings die 5000 Euro Werkstattkosten nach ihren eigenen Angaben bisher nicht aufbringen.

Artikel vom 17.02.2006